2010-01-11 11:44:35

Dokument: Papstrede an Diplomaten


Mit eindringlichen Worten hat Papst Benedikt zum Schutz der Umwelt aufgerufen. Bei seiner traditionellen Neujahrsaudienz für Diplomaten warb er am Montag auch für mehr Friedensbemühungen an den Krisenherden in aller Welt. Wir dokumentieren hier den gesamten Text der Papstrede in der offiziellen deutschen Fassung.

„Exzellenzen!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Diese traditionelle Begegnung zu Beginn des Jahres, zwei Wochen nach der Feier der Geburt des menschgewordenen Wortes ist für mich eine große Freude. In der Liturgie haben wir verkündet: „Groß ist das Geheimnis seiner Geburt: Er, der unsichtbare Gott, ist sichtbar als Mensch erschienen. Vor aller Zeit aus dem Vater geboren, hat er sich den Gesetzen der Zeit unterworfen. In ihm ist alles neu geschaffen. Er heilt die Wunden der ganzen Schöpfung und richtet auf, was darniederliegt“ (2. Weihnachtspräfation). Zu Weihnachten haben wir also das Geheimnis Gottes und das Geheimnis der Schöpfung betrachtet: Durch die Botschaft der Engel an die Hirten haben wir die gute Nachricht vom Heil der Menschen und von der Erneuerung des ganzen Universums vernommen. Deshalb habe ich in der Botschaft für die Feier des diesjährigen Weltfriedenstages alle Menschen guten Willens, denen die Engel eben den Frieden verheißen haben, dazu eingeladen, die Schöpfung zu schützen. In diesem Sinne grüße ich gerne jeden von ihnen, besonders alle, die zum ersten Mal an diesem Empfang teilnehmen. Ich bedanke mich herzlich für die guten Wünsche, die Ihr Dekan, Herr Botschafter Alejandro Valladares Lanza, zum Ausdruck gebracht hat, und bekräftige einmal mehr, wie sehr ich die Aufgabe zu schätzen weiß, die Sie beim Heiligen Stuhl innehaben. Durch Sie möchte ich den Autoritäten und den Bürgerinnen und Bürgern der Länder, die sie würdig vertreten, herzliche Grüße sowie Friedens- und Glückwünsche übermitteln. Meine Gedanken richten sich auch auf alle anderen Ländern der Erde: Der Nachfolger Petri hält allen seine Türen offen und möchte mit allen Beziehungen unterhalten, die zum Fortschritt der Menschheitsfamilie beitragen. Vor einigen Wochen sind volle diplomatische Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Russischen Föderation aufgenommen worden; dies berechtigt zu großer Genugtuung. Desgleichen hatte auch der Besuch, den mir kürzlich der Präsident der Sozialistischen Republik Vietnam abgestattet hat, große Bedeutung. In diesem Land, dem ich von Herzen zugetan bin, feiert die Kirche seit einigen Wochen ihre über viele Jahrhunderte bestehende Präsenz mit einem Jubiläumsjahr. Im selben Geist der Offenheit habe ich im Verlauf des Jahres 2009 zahlreiche Politiker aus verschiedenen Ländern empfangen; zudem habe ich einige von ihnen besucht und beabsichtige, dies im Rahmen des Möglichen auch weiterhin zu tun.

Die Kirche ist für alle offen, denn in Gott existiert sie für die anderen! Daher nimmt sie regen Anteil am Los der Menschheit, die in diesem Jahr noch von der dramatischen Krise gezeichnet ist, die die Weltwirtschaft erschüttert und eine schwerwiegende und weitreichende soziale Instabilität verursacht hat. In der Enzyklika „Caritas in veritate“ habe ich dazu eingeladen, nach den tiefen Wurzeln dieser Situation zu suchen: Letztendlich liegen diese in einer gängigen egoistischen und materialistischen Mentalität, die die jedem Geschöpf innewohnenden Grenzen vergessen hat. Heute, so möchte ich betonen, bedroht diese Mentalität gleichermaßen die Schöpfung. Es könnte wohl jeder von uns ein Beispiel für die Schäden anführen, die diese Denkweise überall an der Umwelt verursacht. Ich nenne aus der jüngeren Geschichte Europas eines von den vielen Beispielen: Als vor zwanzig Jahren die Berliner Mauer fiel und die materialistischen und atheistischen Regime, die mehrere Jahrzehnte lang einen Teil dieses Kontinents beherrscht hatten, in sich zusammenbrachen, konnte man da nicht die tiefen Wunden ermessen, die ein Wirtschaftssystem ohne Bezugspunkte, die auf der Wahrheit über den Menschen beruhen, nicht nur der Würde und der Freiheit der Menschen und Völker, sondern durch die Verschmutzung des Bodens, des Wassers und der Luft auch der Natur zugefügt hatte? Die Leugnung Gottes entstellt die personale Freiheit, aber sie zerstört auch die Schöpfung. Daraus folgt, daß die Sorge für die Schöpfung nicht in erster Linie eine Antwort auf einen ästhetischen Anspruch ist, sondern vielmehr auf einen moralischen Anspruch, denn die Natur bringt einen Plan der Liebe und der Wahrheit zum Ausdruck, die uns vorausgehen und von Gott kommen.

Auch mir bereiten die politischen und wirtschaftlichen Widerstände gegenüber dem Kampf gegen die Umweltverschmutzung große Sorgen. Dabei handelt es sich um Schwierigkeiten, die man zuletzt erneut bei der 15. Sitzung der Konferenz der Teilnehmerstaaten an der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über den Klimawandel feststellen konnte, die vom 7. bis zum 18. Dezember in Kopenhagen stattgefunden hat. Ich hoffe, daß es im Laufe dieses Jahres zunächst in Bonn und dann in Mexiko-Stadt zu einer Einigung kommen kann, um dieser Problematik auf wirksame Weise zu begegnen. Der Einsatz dafür ist um so wichtiger, da es geradezu um das Schicksal ganzer Länder, insbesondere der kleinen Inselstaaten, geht.

Die Aufmerksamkeit und das Engagement für die Umwelt sollen jedoch gut in die Gesamtheit der großen Herausforderungen eingeordnet werden, die sich der Menschheit stellen. Wie könnten wir, wenn wir einen wahren Frieden erreichen wollen, den Schutz der Umwelt und den Schutz des menschlichen Lebens, einschließlich des noch nicht geborenen, voneinander trennen oder gar gegeneinander ausspielen? Gerade in der Achtung des Menschen für sich selbst zeigt sich sein Verantwortungsbewußtsein für die Schöpfung. Denn wie der heilige Thomas von Aquin lehrt, stellt der Mensch den edelsten Teil des Universums dar (vgl. Summa Theologiae, I, q. 29, a. 3). Darüber hinaus – daran habe ich beim letzten Weltgipfeltreffen für Ernährungssicherheit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) erinnert – „ist die Erde in der Lage, alle ihre Bewohner zu ernähren“ (Ansprache vom 16. November 2009, Nr. 2), sofern der Egoismus nicht dazu führt, daß einige die für alle bestimmten Güter für sich allein in Anspruch nehmen!

Ich möchte nochmals unterstreichen, daß die Bewahrung der Schöpfung einen korrekten Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Länder und in erster Linie jener, die wirtschaftlich benachteiligt sind, erfordert. Dabei denke ich an den afrikanischen Kontinent, den ich zu meiner Freude im vergangenen März bei meiner Reise nach Kamerun und Angola besuchen konnte und dem die Arbeiten der jüngsten Sonderversammlung der Bischofssynode gewidmet waren. Die Synodenväter haben mit Sorge auf die durch Überausbeutung und Umweltverschmutzung verursachte Erosion und Desertifikation großer Flächen von Ackerland hingewiesen (vgl. Propositio 22). In Afrika und auch sonst ist es notwendig, politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, die „landwirtschaftliche und industrielle Produktionsformen“ sicherstellen, „die die Schöpfungsordnung achten und den primären Bedürfnissen aller Rechnung tragen“ (Botschaft zur Feier des Weltfriedenstags 2010, Nr. 10).

Wie könnte man vergessen, daß der Kampf um den Zugriff auf die natürlichen Ressourcen unter anderem in Afrika einer der Gründe für nicht wenige Konflikte ist und eine der Quellen für ein permanentes Risiko darstellt? Auch deshalb wiederhole ich mit Nachdruck, daß zur Förderung des Friedens die Schöpfung geschützt werden muß! Außerdem gibt es z.B. in Afghanistan oder in manchen Ländern Lateinamerikas noch große Gebiete, wo die Landwirtschaft leider noch mit der Drogenproduktion in Verbindung steht und wo diese eine nicht unbedeutende Quelle von Arbeitsplätzen und Einkommen für den Lebensunterhalt darstellt. Wer den Frieden will, muß die Schöpfung durch die Umstellung solcher Tätigkeiten bewahren, und ich möchte die internationale Gemeinschaft einmal mehr darum bitten, sich nicht mit dem Drogenhandel und den durch Drogen hervorgerufenen schwerwiegenden moralischen und sozialen Problemen abzufinden.

Ja, meine Damen und Herren, der Schutz der Schöpfung ist ein wichtiger Faktor für den Frieden und die Gerechtigkeit! Eine der größten Herausforderungen stellt diesbezüglich die Zunahme der militärischen Ausgaben sowie die Erhaltung und der Aufbau der Atomwaffenarsenale dar. Dafür werden enorme wirtschaftliche Ressourcen in Anspruch genommen, die sonst für die Entwicklung der Völker, insbesondere der ärmsten, verwendet werden könnten. Darum hoffe ich fest, daß man bei der Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags, die im kommenden Mai in New York stattfinden wird, wirksame Entscheidungen im Hinblick auf eine fortschreitende Abrüstung getroffen werden, die zu einer Befreiung des Planeten von Atomwaffen führen möge. Ich bedauere auch allgemein, daß die Produktion und der Export von Waffen dazu beitragen, daß Auseinandersetzungen und Gewalt nicht abreißen, wie im Darfur, in Somalia und in der Demokratischen Republik Kongo. Die direkt involvierten Konfliktparteien sind nicht in der Lage, aus der Spirale der Gewalt und des durch diese Auseinandersetzungen verursachten Leids auszubrechen. Dazu kommt die offensichtliche Ohnmacht der anderen Länder und der internationalen Organisationen, den Frieden wiederherzustellen, ganz abgesehen von der fast resignierten Gleichgültigkeit der weltweiten öffentlichen Meinung. Es braucht nicht eignes betont zu werden, wieviel Schaden und Zerstörung solche Konflikte auch in der Umwelt anrichten und wie sie diese zerstören. Muß nicht schlußendlich auch der Terrorismus erwähnt werden, der so viele unschuldige Leben in Gefahr bringt und vielerorts Angst verbreitet? In diesem feierlichen Rahmen möchte ich wie schon beim Angelusgebet am vergangenen 1. Januar alle Anhänger von bewaffneten Gruppierungen jeglicher Art dazu aufrufen, daß sie den Weg der Gewalt verlassen und ihr Herz für die Freude des Friedens öffnen.
  Die eben erwähnten gewalttätigen Auseinandersetzungen tragen gemeinsam mit den Geißeln der Armut und des Hungers sowie den Naturkatastrophen und der Umweltzerstörung dazu bei, daß immer mehr Menschen ihr eigenes Land verlassen. Angesichts dieses Exodus fordere ich alle staatlichen Autoritäten, die auf unterschiedliche Weise damit befaßt sind, dazu auf, in Gerechtigkeit, Solidarität und mit Weitblick zu handeln. Besonders möchte ich hierbei die Christen im Nahen Osten erwähnen. Auf verschiedene Weise angegriffen – gerade in der Ausübung ihrer Religionsfreiheit – verlassen sie das Land ihrer Väter, wo sich die Kirche der ersten Jahrhunderte ausgebreitet hat. Um sie zu unterstützen und ihnen die Nähe ihrer Brüder und Schwestern im Glauben spüren zu lassen, habe ich für den kommenden Herbst eine Sonderversammlung der Bischofssynode über den Nahen Osten einberufen.

Sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter, bis jetzt habe ich nur einige Aspekte im Zusammenhang mit der Umweltproblematik angesprochen. Die Wurzeln dieser Situation sind jedoch – für alle offensichtlich – moralischer Natur, und die Problematik muß im Rahmen einer großen erzieherischen Anstrengung angegangen werden, um einen wirksamen Gesinnungswandel zu fördern und neue Lebensweisen zu etablieren. Die Gemeinschaft der Gläubigen kann und will dazu einen Beitrag leisten, aber damit sie das tun kann, muß ihre öffentliche Rolle anerkannt werden. Leider macht sich in manchen, vorwiegend westlichen Ländern in den Bereichen der Politik und der Kultur sowie in den Medien eine Haltung der Geringschätzung und mitunter eine Feindseligkeit – um nicht zu sagen Verachtung – gegenüber der Religion und insbesondere der christlichen Religion breit. Wenn der Relativismus als ein wesentliches konstitutives Element der Demokratie angesehen wird, dann ist es klar, daß die Gefahr besteht, die Trennung von Kirche und Staat nur im Sinne eines Ausschlusses oder, genauer gesagt, einer Ablehnung der gesellschaftlichen Bedeutung des Religiösen zu betrachten. Ein solcher Ansatz schafft jedoch Konfrontation und Spaltung, verletzt den Frieden, stört die Humanökologie und endet aufgrund der prinzipiellen Zurückweisung anderer Einstellungen in einer Sackgasse. Daher muß dringend eine positive und offene Trennung von Kirche und Staat definiert werden, die auf der Grundlage einer rechtmäßigen Autonomie der säkularen und der geistlichen Ordnung eine gesunde Zusammenarbeit und einen Geist der gemeinsamen Verantwortung fördert. Aus dieser Perspektive denke ich an Europa, das mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon in eine neue Phase seines Integrationsprozesses getreten ist, den der Heilige Stuhl weiter mit Respekt und wohlwollender Aufmerksamkeit verfolgen wird. Mit Genugtuung sehe ich, daß der Vertrag vorsieht, daß die Europäische Union einen „offenen, transparenten und regelmäßigen“ (Art. 17) Dialog mit den Kirchen unterhält, und bringe den Wunsch zum Ausdruck, daß Europa beim Aufbau seiner Zukunft stets aus den Quellen seiner christlichen Identität zu schöpfen weiß. Wie ich es schon bei meiner Apostolischen Reise in die Tschechische Republik im vergangenen September gesagt habe, handelt es sich dabei um eine unersetzliche Rolle für „die Bildung des Gewissens einer jeden Generation [...] wie auch [...] für die Förderung eines grundlegenden ethischen Konsenses, der allen Menschen zugute kommt, die diesen Kontinent ihr ,Zuhause' nennen“ (Begegnung mit den politischen Autoritäten und dem Diplomatischen Corps, Prager Burg, 26. September 2009).

Bei unserer weiteren Reflexion ist es notwendig auf die Komplexität der Umweltproblematik einzugehen; man könnte von einem Prisma mit vielen Seiten sprechen. Die Geschöpfe unterscheiden sich voneinander und können geschützt oder im Gegenteil auf verschiedene Weisen in Gefahr gebracht werden, wie es unsere alltägliche Erfahrung zeigt. Einer dieser Angriffe erfolgt durch Gesetze oder Projekte, die im Namen des Kampfes gegen die Diskriminierung die biologische Grundlage der Unterscheidung der Geschlechter anzutasten versuchen. Damit beziehe ich mich z.B. auf europäische oder amerikanische Länder. „Wenn du die Freiheit wegnimmst, dann nimmst du die Würde weg“, sagt der heilige Kolumban (Epist. n. 4 ad Attela, in S. Columbani Opera, Dublin 1957, S. 34). Die Freiheit kann jedoch nicht absolut sein, denn der Mensch ist nicht Gott, sondern ein Abbild Gottes, sein Geschöpf. Der Weg des Menschen kann nicht von der Willkür oder vom Verlangen bestimmt sein, sondern muß vielmehr darin bestehen, dem vom Schöpfer gewollten Gefüge zu entsprechen.

Die Bewahrung der Schöpfung bringt auch andere Herausforderungen mit sich, auf die wir nur mit der internationalen Solidarität antworten können. Dabei denke ich an die Naturkatastrophen, die im vergangenen Jahr auf den Philippinen, im Vietnam, in Laos, Kambodscha und auf der Insel Taiwan Tod, Leid und Zerstörung gesät haben. Ebenso müssen wir an Indonesien und – in unserer Nähe – an die Region der Abruzzen denken, die von schweren Erdbeben erschüttert wurden. Angesichts solcher Naturereignisse darf nie eine großzügige Unterstützung fehlen; denn das Leben der Geschöpfe Gottes selbst steht auf dem Spiel. Aber die Bewahrung der Schöpfung bedarf über die Solidarität hinaus auch der Eintracht und der Stabilität der Länder. Wenn unter ihnen Divergenzen und Feindlichkeiten auftreten, müssen sie, wenn sie den Frieden verteidigen wollen, mit Ausdauer den Weg eines konstruktiven Dialogs weitergehen. So war es vor fünfundzwanzig Jahren beim Friedens- und Freundschaftsvertrag zwischen Argentinien und Chile, der dank der Vermittlung des Apostolischen Stuhls zustande gekommen ist. Aus ihm sind reiche Früchte der Zusammenarbeit und des Wohlstands hervorgegangen, von denen in gewisser Weise ganz Lateinamerika profitiert hat. Ich bin froh, daß in dieser Region der Welt Kolumbien und Ecuador nach etlichen Monaten von Spannungen den Weg der gegenseitigen Annäherung eingeschlagen haben. Was unsere nähere Umgebung betrifft, freue ich mich über das zwischen Kroatien und Slowenien getroffene Übereinkommen hinsichtlich der Festlegung ihrer Meeres- und Landgrenzen. Ebenso bin ich glücklich über die Vereinbarung zwischen Armenien und der Türkei im Hinblick auf die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und hoffe auch, daß sich durch den Dialog die Beziehungen zwischen allen Staaten im Südkaukasus verbessern. Während meiner Pilgerreise ins Heilige Land habe ich Israelis und Palästinenser eindringlich zum Dialog und zur Achtung der jeweiligen Rechte des Anderen aufgerufen. Einmal mehr erhebe ich meine Stimme, damit das Existenzrecht des Staates Israel sowie sein Recht, sich innerhalb seiner international anerkannten Grenzen des Friedens und der Sicherheit zu erfreuen, von allen akzeptiert wird. Ebenso soll das Recht des palästinensischen Volks auf eine souveräne und unabhängige Heimat sowie darauf, in Würde zu leben und sich frei bewegen zu können, anerkannt werden. Ich möchte darüber hinaus alle um Unterstützung bitten, damit die Identität und der sakrale Charakter Jerusalems sowie sein kulturelles und religiöses Erbe, das von universaler Bedeutung ist, geschützt werden. Nur so kann diese einzigartige heilige und bedrängte Stadt ein Zeichen für die Vorwegnahme des Friedens sein, den Gott der ganzen Menschheitsfamilie schenken möchte. Aus Liebe zum Dialog und zum Frieden, die die Schöpfung bewahren, rufe ich die Regierenden und die Bürger des Irak auf, die Spaltungen sowie die Versuchung der Gewalt und der Intoleranz zu überwinden, um gemeinsam die Zukunft ihres Landes aufzubauen. Auch die christlichen Gemeinden wollen ihren Beitrag leisten, aber dazu müssen für sie Respekt, Sicherheit und Freiheit sichergestellt werden. Auch Pakistan wurde in den vergangenen Monaten von der Gewalt schwer erschüttert und manche Vorfälle richteten sich direkt gegen die christliche Minderheit. Ich bitte darum, daß alles getan wird, damit sich solche Aggressionen nicht wiederholen und sich die Christen im Leben ihres Landes voll integriert fühlen können. Im Zusammenhang mit der Gewalt gegen Christen kann ich überdies das bedauernswerte Attentat nicht unerwähnt lassen, das in den vergangenen Tagen gegen die Gemeinschaft der Kopten in Ägypten verübt wurde, als sie gerade das Weihnachtsfest feierten. Was den Iran betrifft, erhoffe ich mir, daß durch den Dialog und die Zusammenarbeit sowohl auf innerstaatlicher als auch auf internationaler Ebene einvernehmliche Lösungen gefunden werden. Dem Libanon, der eine lange politische Krise überwunden hat, wünsche ich, daß der Weg der Einigung fortgesetzt wird. Ich hoffe, daß sich Honduras nach einer Zeit der Unsicherheit und des Aufruhrs in Richtung einer wiedergewonnenen politischen und gesellschaftlichen Normalität bewegt. Ebenso wünsche ich mir dank der wirksamen und uneigennützigen Hilfe der internationalen Gemeinschaft auch für Guinea und Madagaskar.

Sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter, am Ende dieses raschen Panoramas, das aufgrund seiner Kürze nicht alle Situationen erwähnen kann, die es verdienten, kommen mir die Worte des Apostels Paulus in den Sinn, für den „die gesamte Schöpfung seufzt“ und „auch wir in unserem Herzen seufzen“ (Röm 8,22-23). Ja, es gibt so viel Leid unter den Menschen und der Egoismus der Menschen verwundet die Schöpfung auf vielerlei Weise. Darum ist die Erwartung des Heils, die die gesamte Schöpfung betrifft, noch stärker und findet sich im Herzen aller, ob sie gläubig sind oder nicht. Die Kirche zeigt, daß die Antwort auf diese Sehnsucht Christus ist, „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung; denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden“ (Kol 1,15-16). Mit festem Blick auf ihn rufe ich jeden Menschen guten Willens dazu auf, mit Vertrauen und Großzügigkeit für die Würde und die Freiheit des Menschen zu arbeiten. Das Licht und die Kraft Jesu mögen uns helfen, die Humanökologie zu achten, im Bewußtsein, daß daraus auch die Umweltökologie Nutzen ziehen wird, denn das Buch der Natur ist unteilbar eines. So werden wir auch heute und für die künftigen Generationen den Frieden festigen können. Ihnen allen wünsche ich ein gutes Neues Jahr!”

(rv 11.01.2010 sk)







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