2010-01-09 14:45:51

Vatikan: Verständnis für Migrantenrevolte in Süditalien


RealAudioMP3 Nach einer Revolte von Erntearbeitern in Süditalien hat der Vatikan Verständnis für die aufgebrachten Einwanderer gezeigt. Nachdem Unbekannte in der Stadt Rosarno mit einem Luftgewehr auf zwei Afrikaner geschossen hatten, war es dort am Donnerstagabend zu Krawallen gekommen. 67 Menschen, darunter Migranten, Sicherheitskräfte und italienische Bürger, wurden dabei verletzt. An diesem Samstagmorgen wurde bei Rosarno erneut auf afrikanische Einwanderer geschossen. Einer von ihnen wurde mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Und auch ein anderer Angriff auf Migranten wurde am Samstag vermeldet: Am Vortag seien in Rosarno zwei weitere Afrikaner mit Schlägen bedroht worden, meldete die Nachrichtenagentur ansa. Die Situation in Kalabrien sei für die Einwanderer vor allem wegen ihrer „schweren Arbeitsbedingungen (...) belastend“ , sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone; Gewalt sei als Mittel aber abzulehnen. Auch die Caritas und die Kirche der betroffenen Region nehmen die Migranten in Schutz: Die Lebensbedingungen der größtenteils illegalen Arbeiter, die in Rosarno in einer ehemaligen Fabrik ohne fließendes Wasser und Sanitäranlagen lebten, seien schrecklich. Das meint auch Pino Demasi, Generalvikar der Diözese Oppido-Palmi.
„Auf der einen Seite gibt es da die lokale Mafia, die so genannte N’drangheta, die diese Bürger unterbuttert und sie bis aufs letzte ausnutzt. Sie zwingt sie, an diesen schrecklichen Orten zu leben, und bezahlt sie kaum. Und auf der anderen Seite gibt es da die Menschen guten Willens aus der Region, die ein Netzwerk der Solidarität aufbauen und die Migranten schützen wollen.“
Zu mehr Solidarität gegenüber afrikanischen Einwanderern rief zuletzt auch Siziliens Caritas mit einer provokanten Weihnachtsaktion auf. So fehlten in der Weihnachtskrippe im Dom von Agrigent die drei Könige: Kaspar, Melchior und Balthasar – so steht auf einem Hinweisschild zu lesen – seien „zusammen mit anderen Einwanderern an der Grenze abgewiesen“ worden. Der Erzbischof von Agrigent, Francesco Montenegro:
„Ich kann mich doch nicht von einem Gipskind in der Krippe rühren lassen, das mich an die Ereignisse von vor 2000 Jahren erinnert, und andererseits vor echten Kindern, die im Mittelmeer umkommen, gleichgültig bleiben – von solchen armen Kleinen sind ja so viele gestorben! Ich kriege diese beiden Dinge jedenfalls nicht zusammen…“
Eine breite Debatte über Integration und die Rechte der Einwanderer ist notwendig - daran erinnert eindringlich der Erzbischof von Mailand, Kardinal Dionigi Tettamanzi. In der Messe zum Dreikönigsfest im Mailänder Dom appellierte er an die Bevölkerung der von der Regionalpartei Lega Nord geprägten Region:
„Wir brauchen mehr Einheit unter uns. Und wir brauchen Entschiedenheit und den energischen Willen, in dieser selbst gewählten Gesellschaft neue Erziehungsprojekte voranzutreiben. In Italiens Gesellschaft, die sich auch aus immer mehr Bürgern anderer Nationalitäten zusammensetzt – und das mit gutem Recht – , müssen wir uns alle von unserer besten Seite zeigen. Wir brauchen ein tiefes und gemeinsames Nachdenken über die Werte der Person, jeder Person, über Staatsangehörigkeit, die Staatsbürgerschaft aller und religiöse Zugehörigkeit.“
In Kalabrien hat man unterdessen mit der Umsiedlung der afrikanischen Einwanderer in ein süditalienisches Auffanglager begonnen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur ansa befinden sich darunter auch Einwanderer mit Aufenthaltsgenehmigung.
(rv/ansa 9.1.2010 pr)








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