In der oberägyptischen Stadt Nag Hamadi sind in der Nacht zum Donnerstag sieben Christen
erschossen worden. Die Opfer kamen gerade aus dem Mitternachtsgottesdienst zum koptischen
Weihnachtsfest. Drei Männer hätten aus einem Auto heraus auf die Kirchgänger geschossen,
berichten örtliche Medien. Bei dem Haupttäter soll es sich um einen Muslim handeln.
Der Bischof von Nag Hamadi, Kirollos, sei dem Anschlag demnach nur um wenige
Minuten entgangen. Wie die Agentur asianews berichtet, ist Kirollos in den letzten
Wochen mehrfach bedroht worden. Mitglieder muslimischer Gruppen hatten angekündigt,
dafür zu sorgen, dass der Bischof kein Weihnachten feiere. Die Polizei hat Kirollos
empfohlen, aus Sicherheitsgründen sein Haus nicht zu verlassen.
Der Pfarrer
der deutschen Gemeinde in Kairo, Msgr. Joachim Schroedel, äußert sich im Kölner Domradio
so über die Morde: „Solche Anschläge sind wohl eher kontraproduktiv,
denn man hört jetzt überall: ‚Wir müssen zusammenstehen.’ Von den tragischen sieben
Toten geht jetzt also keinesfalls das Signal aus, dass es ein Flächenbrand wird oder
ähliches – der Ägypter ist viel zu tolerant und offen, als dass er hier etwas machen
würde, was völlig unüberlegt ist... Natürlich: Es gibt immer wieder einzelne Stimmen,
auch von Scheichs, die seltsame Dinge sagen - wie zum Beispiel unlängst ein Scheich
aus Doha, der gesagt hat, man sollte eigentlich Weihnachten überhaupt verbieten in
allen muslimischen Ländern... Aber erstens ist das eher lächerlich, und zweitens muss
man sich klarmachen, dass in diesen nahöstlich-arabischen Ländern etwa 20 Millionen
Christen leben. In allen Ländern, nicht nur in Ägypten, versucht man, diesen Minderheiten
auch in ordentlicher Weise gerecht zu werden." Unterdessen haben
Angehörige der Opfer die Freigabe der Leichen gefordert. Dabei kam es auf den Straßen
in Nag Hamadi zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
In Ägypten gehören
circa zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner einer christlichen Konfession an. Die
koptische Gemeinde fühlt sich seit mehr als zwanzig Jahren unterdrückt. Sie beklagt
insbesondere, dass ihren Angehörigen zentrale Positionen in Armee, Polizei, Justiz
und Bildungswesen verweigert werden. Die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung stellen
sunnitische Muslime. Die Gegend um Nag Hamadi, wo sich der Angriff ereignete, zählt
zu den ärmsten und zugleich konservativsten Gegenden des Landes.