Wer die Liebe Christi empfängt, dessen Herz öffnet sich für die Mitmenschen. Das haben
die deutschen Bischöfe in ihrem jüngsten Dokument mit dem Titel „Berufen zur caritas“
formuliert. Das an diesem Donnerstag in Bonn veröffentlichte Papier beziehe sich auf
die Enzyklika „Deus caritas est“ von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2005 und entwickele
sie weiter, teilte die Bischofskonferenz mit. Das neue Dokument lese die Papstenzyklika
vor den konkreten Herausforderungen der karitativen Arbeit in Deutschland. Gerichtet
sei es an alle karitativ Engagierten im Raum der Katholischen Kirche.
Die caritas
sei ein unverzichtbarer Bestandteil kirchlichen Handelns, betonen die Bischöfe in
ihrem Dokument. Wörtlich heißt es darin: „In ihrer ganzen organisatorischen Gestalt,
in jedem einzelnen ihrer Glieder wie auch im Zusammenwirken ihrer Strukturen und Ebenen
ist die Kirche berufen zur caritas, zur Liebe Gottes und unter den Menschen,
die kein Maß kennt als das Geschenk der Liebe Gottes in Jesus Christus.“ Jeder einzelne
Christ müsse sich daher „glaubwürdig und kompetent, aber auch gemeinschaftlich, organisiert
und kooperationsbereit“ in seiner Nächstenliebe einbringen.
Einen besonderen
Akzent legen die Bischöfe auf die theologische Vertiefung der Anliegen Benedikts.
Sie betonen den Gottesbezug des karitativen Engagements und werben für eine „Mystik
des offenen Blicks“. Die Begegnung mit den Nächsten mache es leichter, „die Spuren
von Gottes Gegenwart in unserem Leben zu erkennen und zu erfahren, dass Gott in Jesus
Christus immer neu auf uns zukommt und unsere Liebe wecken will.“ Zugleich, heißt
es in dem Dokument weiter, könne „die konkrete christliche Nächstenliebe von sich
aus zum Gebet führen und selbst Gebet werden“.
Weiter nehmen die Bischöfe in
„Berufen zur caritas“ auch die Bedürftigkeit der karitativ Handelnden in den
Blick. Sie anerkennen die physischen und psychologischen Herausforderungen der Arbeit
und gehen auf die Belastungen ein, denen viele Mitarbeiter in karitativen Einrichtungen
ausgesetzt sind. Um für andere sorgen zu können, sei es notwendig, auch auf sich selbst
zu achten, so die Bischöfe. Echte Begegnungen erfordere, dass die Helfenden sich nicht
so absorbieren ließen, „dass sie nicht mehr zur angemessenen Hilfe … fähig sind und
‚ausbrennen’ oder ‚auskühlen’.“ Die erforderliche „Achtsamkeit für sich und den Anderen“
sei untrennbar mit der Suche nach der eigenen Spiritualität verbunden. Karitatives
Handeln dürfe verstanden werden als Teilhabe „am Handeln des Herrn“, der in seiner
Nächstenliebe ein Beispiel gegeben habe. Es gehe darum, sich „dieses ‚Wissen‘ existentiell
anzueignen und in dieser Geistes-Haltung zu handeln.“ So geschehe der Dienst „in der
Liebe Christi und mit der Zuwendung ihrer Herzen.“