Der frühere italienische Regierungschef und Sozialist Bettino Craxi (1934-2000) war
für den Heiligen Stuhl „ein verlässlicher Gesprächspartner“. Deshalb könne man als
italienischer Katholik den vor zehn Jahren verstorbenen Craxi würdigen. Das sagte
der Direktor der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian, in einem
Interview der Turiner Tageszeitung „La Stampa“. Die heutigen guten Beziehungen zwischen
Staat und Kirche in Italien gingen auf das unter Craxi abgeschlossene Konkordat zurück,
fügte Vian an. Erst Craxi als dem ersten sozialistischen Ministerpräsidenten der Nachkriegszeit
sei es nach über einem halben Jahrhundert gelungen, die Revision des Staatskirchenvertrags
zu erreichen. Craxi leitete die italienische Regierung von 1983 bis 1987. Sein Todestag
jährt sich am 19. Januar zum zehnten Mal. Der ehemalige italienische Premierminister
war 1994 wegen schwerer Korruptionsvorwürfe ins tunesische Exil gegangen, wo er auch
starb. Die jüngste Ankündigung von Mailands Bürgermeisterin Letizia Moratti, eine
Straße nach Craxi zu benennen, hat eine landesweite Diskussion ausgelöst. – Gegenüber
den Lateranverträgen von 1929 legte das Craxi-Abkommen unter anderem die Finanzierung
des katholischen Klerus durch die Kultursteuer fest. Vereinbart wurde auch, dass Bischofsernennungen
in Italien keiner Billigung durch die Regierung bedürfen.