Mit einem feierlichen
„Te Deum“ hat Papst Benedikt am Silvesterabend Abschied genommen vom Jahr 2009. In
seiner Predigt erinnerte er an die Opfer der Wirtschaftskrise und rief zur Solidarität
mit ihnen auf.
„Es war ein ereignisreiches Jahr für die Kirche und für die
Welt“ – auf diese Formel brachte der Papst das verflossene Jahr, das auch für ihn
selbst manche Widrigkeiten bereitgehalten hatte, etwa den Streit um die Piusbrüder.
Angetan mit einem hellen, goldbesetzten Chormantel, dankte Benedikt für 2009, indem
er einen Begriff des Apostels Paulus aufgriff: die „erfüllte Zeit“.
„Gott
wollte sein ewiges Wort in die Geschichte der Menschheitsfamilie einbringen... Mit
der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die Ewigkeit in die Zeit eingetreten, und
die Geschichte des Menschen hat sich geöffnet: hin zur Erfüllung im Absoluten Gottes.
Die Zeit ist sozusagen von Christus, dem Sohn Gottes und Mariens, angerührt worden
und hat von ihm neuen und überraschenden Sinn bekommen: Sie ist Heils-Zeit und Gnaden-Zeit
geworden.“
Die Christen sollten die Angelegenheiten ihres Lebens zum Jahreswechsel
„unter das Zeichen des Heils stellen“, so der Papst. Gott sei der Menschheit nahe
– genau das mache das Geheimnis von Weihnachten aus:
„Gott wird Mensch, und
der Mensch bekommt die unerhörte Möglichkeit, Sohn Gottes zu werden.“
Traditionell
wendet sich der Papst an Silvester auch seinem Bistum zu, nämlich Rom: Er riet den
Pfarreien und kirchlichen Gruppen zu Bibeltreffen, um die so genannte „lectio divina“
zu praktizieren. Diese „antike Praxis könnte doch zu einem wesentlichen Teil der normalen
Seelsorge werden“, hofft Benedikt.
„Das geglaubte, verkündete und gelebte
Wort Gottes drängt uns zu Solidarität und Anteilnahme... Ich will alle dazu ermutigen,
weiterhin den vielen Familien zu helfen, die auch heute noch unter den Folgen der
Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit leiden!“
Junge Leute, die den Ruf
Gottes zum Priestertum oder zum geweihten Leben in sich spüren, sollten keine Angst
davor haben, diesen Ruf großzügig anzunehmen, so Benedikt XVI. Er hoffe, dass auch
aus der Einrichtung der kirchlichen Weltjugendtage, die im Jahr 2010 ihren 25. Geburtstag
feiern, viele kirchliche Berufungen entstehen.
Der letzte öffentliche Auftritt
Benedikts im Jahr 2009 war ein Besuch an der Krippe auf dem Petersplatz. Zu Füßen
der dreißig Meter hohen Fichte aus Belgien betete er einen Moment im Innern der monumentalen
Krippe; die Kapelle der Schweizergarde spielte dazu „Stille Nacht“. Auf dem Platz
beobachteten einige hundert Menschen das Geschehen, über denen ein heftiger Platzregen
niederging. Hatten sich die Sicherheitsleute im Petersdom noch sehr diskret gegeben,
so bauten sie sich jetzt an der Krippe geradezu drohend um den Papst herum auf.