2010-01-01 12:57:13

Neujahrsmesse: „Gott zeigt uns sein Gesicht“


RealAudioMP3 Neujahrsmorgen in St. Peter: Mit einer feierlichen Messe startet Papst Benedikt ins neue Jahr. Viele Botschafter sind gekommen, wie jedes Jahr auch junge Sternsinger aus Deutschland mit selbstgebastelten Pappkronen. Im festlich erleuchteten Petersdom schüttelt der Papst geradezu demonstrativ einige Hände von Gottesdienstbesuchern. Aus der Kuppel des Michelangelo hängt ein Riesenteppich mit einer Darstellung der Geburt Jesu herab; links vom Papstaltar ist eine Statue der Gottesmutter Maria aufgestellt, denn dieser erste Januar ist, einem Brauch mehrerer Ostkirchen folgend, auch ihr Fest.

Gebetet wird bei dieser Messe in St. Peter auch auf chinesisch: Buchstäblich in diesen Stunden stellt der Vatikan den Text der Bibel auf Chinesisch ins Netz, genauer: auf seine offizielle Homepage. Die Predigt des Papstes berührt durch ihren nachdenklichen Ton – Benedikt meditiert über Gottes Gesicht.

„Die gesamte biblische Erzählung lässt sich lesen als ein fortschreitendes Enthüllen des göttlichen Antlitzes, bis es seinen vollen Ausdruck in Jesus Christus findet... Das Antlitz Gottes hat das Aussehen eines Menschen angenommen, es ließ sich schauen und wiedererkennen im Sohn der Jungfrau Maria, die wir deshalb mit dem hohen Titel der “Muttergottes” verehren. Sie, die im Herzen das Geheimnis der Mutterschaft Gottes bewahrte, war die erste, die das Antlitz des Mensch gewordenen Gottes in der Frucht ihres Leibes sah.“

Eine Mutter habe „eine ganz besondere, einzigartige und gleichsam exklusive Bindung zu ihrem Neugeborenen“:

„Das erste Gesicht, das ein Kind sieht, ist das der Mutter, und dieser Anblick ist entscheidend für seine Verbindung zum Leben, zu den anderen, zu Gott; er ist auch enscheidend, damit es ein “Kind des Friedens” (Lk 10,6) werden kann. In der byzantinischen Tradition gibt es unter den zahlreichen Typologien von Ikonen der Jungfrau Maria jene der “Gottesmutter der Zärtlichkeit”; sie zeigt das Jesuskind Wange an Wange mit der Mutter. Das Kind sieht die Mutter an, und diese sieht uns an, als wollte sie dem betenden Beobachter die Zärtlichkeit Gottes spiegeln...“

Behutsam warb Benedikt darum, „mit einem respektvollen Blick“ auf unsere Mitmenschen zu schauen, egal welcher Hautfarbe oder Religion: Das sei „ein privilegierter Weg zum Frieden“.

„In Wirklichkeit sind wir nur dann, wenn wir Gott im Herzen haben, dazu fähig, im Gesicht des anderen einen Bruder in der Menschlichkeit zu erkennen, kein Mittel, sondern ein Ziel, keinen Rivalen und keinen Feind, sondern ein anderes Ich, eine Facette des unendlichen Geheimnisses des menschlichen Wesens... Wer ein leeres Herz hat, nimmt nur flache Bilder ohne Tiefe wahr. Je mehr wir dagegen von Gott bewohnt sind, umso empfänglicher sind wir auch für seine Gegenwart in allem, was uns umgibt: in allen Kreaturen, besonders in den anderen Menschen.“

„Von klein auf“ sei es „wichtig, erzogen zu werden zum Respekt für den Nächsten, auch wenn er anders ist als wir“, so Benedikt XVI. – mit einem Lob für multikulturelle Schulklassen. Und mit einem Gedanken für alle Flüchtlinge, Vertriebenen, Migranten: Gegenüber ihrer Wehrlosigkeit fielen alle falschen Rechtfertigungen des Kriegs und der Gewalt „in sich zusammen“.

(rv 01.01.2010 gs/sk)








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