2009-12-31 09:57:42

Erfüllte Zeit - was der Papst zum Jahreswechsel sagt


RealAudioMP3 Jahresende – Jahresbeginn. Auch wenn das Kirchenjahr (in dieser Hinsicht einmal der weltlichen Zeitrechnung voraus) schon mit dem Ersten Advent beginnt, feiert man im Vatikan zumindest den „weltlichen“ Jahreswechsel ausgiebiger. Was Papst Benedikt XVI. zum Jahreswechsel denkt, hat er einmal sehr schön ausgeführt – in seiner letzten Ansprache des Jahres 2006.
„Am Abend des 31. Dezember kreuzen sich zwei verschiedene Perspektiven“, so der Papst: „Eine (steht) im Zusammenhang mit dem Ende des weltlichen Kalenderjahres und die andere in Verbindung mit dem liturgischen Hochfest der heiligen Gottesmutter Maria, das die Oktav von Weihnachten abschließt. Das erste Ereignis ist allen gemeinsam, das zweite gehört den Gläubigen.“
Zeit – das sei ein „sehr suggestives Thema“. „In den letzten Stunden jedes Kalenderjahres wohnen wir einigen sich wiederholenden weltlichen „Riten“ bei, die im heutigen Kontext überwiegend von Vergnügen geprägt sind und dabei häufig als Evasion vor der Realität gelebt werden, als gelte es, die negativen Aspekte auszutreiben und unwahrscheinliches Glück heraufzubeschwören. Wie anders muß die Haltung der christlichen Gemeinde sein!“ Die Kirche sei gerufen, sich in diesen Stunden die Gefühle Mariens zu eigen zu machen und den Blick fest auf Jesus zu richten, „die neue Sonne am Horizont der Menschheit“.
„Es stehen sich also zwei verschiedene Bewertungsmaßstäbe der Dimension „Zeit“ gegenüber, ein quantitativer und ein qualitativer. Einerseits der Sonnenzyklus mit seinen Rhythmen und anderseits das, was der hl. Paulus die „erfüllte Zeit“ (vgl. Gal 4,4) nennt, das heißt der Höhepunkt der Geschichte des Universums und des Menschengeschlechts, als der Sohn Gottes auf die Welt kam.“
Die Zeit der Verheißungen sei damit vollendet; als die Schwangerschaft Marias zu ihrem Ende kam, „hat das Land seinen Ertrag gegeben“, zitiert der Papst aus Psalm 67.
„Das Kommen des von den Propheten angekündigten Messias ist das in qualitativer Hinsicht wichtigste Ereignis der gesamten Geschichte, der es ihren letzten und vollen Sinn verleiht. Nicht die geschichtlichpolitischen Koordinaten sind es, die die Entscheidungen Gottes bedingen, im Gegenteil, es ist vielmehr das Ereignis der Menschwerdung, das die Geschichte mit Wert und Bedeutung „erfüllt“. Das können wir, die wir zweitausend Jahre nach diesem Ereignis kommen, sozusagen auch „a posteriori“ sagen, nachdem wir die gesamte Geschichte Jesu bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung kennengelernt haben. Wir sind gleichzeitig Zeugen seiner Herrlichkeit und seiner Demut, des unermeßlichen Wertes seines Kommens und der unendlichen Achtung Gottes für uns Menschen und unsere Geschichte.“
„Erfüllte Zeit“ – aber, und hier kommen wir zu einem charakteristischen Punkt im Denken dieses Papstes, ohne damit dem Menschlichen Zwang anzutun.
„Er hat die Zeit nicht erfüllt, indem er sich von oben, sondern vielmehr „von innen“ in sie ergossen hat, indem er sich zum kleinen Samenkorn machte, um die Menschheit zu ihrer vollen Reife zu führen. Dieser Stil Gottes brachte es mit sich, daß eine lange Vorbereitungszeit notwendig war, um von Abraham zu Jesus Christus zu gelangen; der Stil Gottes hat zur Folge, daß nach dem Kommen des Messias die Geschichte nicht zu Ende war, sondern ihren Lauf fortsetzte – dem Anschein nach in gleicher Weise, in Wirklichkeit aber bereits von Gott besucht und auf das zweite und endgültige Kommen des Herrn am Ende der Zeit hin ausgerichtet.“
Kein Ende der Geschichte also, wie es ein US-Denker einmal nach dem Ende des Kalten Krieges prophezeit hatte, sondern „erfüllte Zeit“, „von Gott besucht“. Das denkt Papst Benedikt an Silvester, wenn draußen die Neujahrsböller krachen.
(rv 31.12.2009 sk)







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