Irak: Angst und Anspannung wachsen, Weihnachten im Verborgenen
Religiöse Spannungen, Anschläge und blutige Gewalt haben Christen im Irak zu Weihnachten
praktisch in den Untergrund gezwungen. In der nordirakischen Stadt Mossul gab es mehrere
Anschläge auf christliche Kirchen, bei denen sieben Menschen zu Tode kamen. Unmittelbare
Unterstützung vor Ort, auch aus dem Ausland, sei jetzt für die Menschen wichtig. Das
betont Berthold Pelster vom katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ und beschreibt
die Lage im Irak:
„Natürlich schafft das bei den Christen große Angst und
Unsicherheiten. Das ist so ein Auf und Ab. Manchmal gibt es Phasen, die etwas ruhiger
sind, dann schöpfen die Christen neue Hoffnung. Wenn es dann aber zu einer Serie von
Anschlägen kommt, wie der vor Weihnachten, dann dämpft das die Hoffnungen oder zerstört
diese komplett. Viele Christen würden gerne das Land verlassen, wenn sie nur könnten,
so wie viele hunderttausend Christen das Land ja schon verlassen haben.“
Diese
Abwanderung betrachtet Berthold Pelster mit großer Sorge. Denn die christliche Minderheit
im Land werde immer kleiner und die Situation für die Zurückbleibenden damit immer
schwieriger. Pelster: „Das ist natürlich eine Tragödie für die Christenheit
selbst, weil es ja hier um die Ursprungsgebiete des Christentums geht. Aber es ist
vielfach auch eine Tragödie für den Irak. Gerade hier braucht man den Frieden und
die Versöhnung. Und wer könnte besser für Versöhnung werben, als Christen mit ihrer
Botschaft der Nächstenliebe und sogar Feindesliebe, wie Christus es uns aufgetragen
hat?“ Weihnachten war für die Christen im Irak kein Fest des Friedens,
ganz im Gegenteil. Die jüngsten Anschläge haben ein friedliches Fest unmöglich gemacht
und erneut Wunden hinterlassen. Berthold Pelster:
„Friedlich war dieses
Fest nicht. Und ein Fest der Freude auch nicht. Denn Bischöfe in unterschiedlichen
Teilen des Landes haben die Christen dazu aufgefordert, das Fest im Stillen und Verborgenen
zu feiern. Weil in diesen Tagen auch das schiitische Aschura-Fest gefeiert ist, ein
Fest der Trauer und der Buße. Und deswegen wollte man die muslimischen Landsleute
nicht mit fröhlichen Weihnachtsfeiern verärgern oder provozieren. Ein Fest der Familie
war Weihnachten schließlich für weite Teile der christlichen Bevölkerung auch nicht.
Denn viele christlichen Familien sind auseinander gerissen. Teilweise sind die Familienmitglieder
in andere Landesteile fern der Heimatstädte geflohen.“
Maßnahmen für den
Frieden im Land, damit ein friedvolles Weihnachtsfest in der Zukunft möglich sein
wird, müssten aber auch von Außen entsprechend unterstützt und gefördert werden. Pelster:
„Wir
müssen alles dafür tun, dass das Christentum im Irak eine lebendige Gemeinschaft bleibt.
Und wir können diesen Christen den Rücken stärken. Das kann passieren, indem wir mithelfen,
zerstörte Kirchen wieder aufzubauen oder Flüchtlingen helfen, anderen Orts im Irak
wieder neu Fuß zu fassen. Und dann ist es auch an der Politik, Druck auf die Regierung
auszuüben und für einen besseren Schutz der religiösen Minderheiten im Land zu sorgen.“