Am Festtag der Heiligen
Familie hat Benedikt XVI. die Sozialstation der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio
besucht. Dort aß der Papst gemeinsam mit rund 200 bedürftigen Menschen zu Mittag.
Begrüßt wurde der Papst unter anderem von Gemeindegründer und Karlspreisträger, Andrea
Riccardi. Dieser würdigte den Papstbesuch bei den Armen als historische Premiere.
Riccardi: „Heiliger
Vater, Sie machen uns mit ihrer Anwesenheit ein großes Geschenk. Es ist das erste
Mal in der Neuzeit, dass ein Papst gemeinsam mit Menschen isst, mit denen die Reichen
und Wichtigen, die Fernsehprominenz und Wissenden sonst nie ihren Tisch teilen.“ In
einer Ansprache lobte der Papst seinerseits die Arbeit von Sant’ Egidio. Rund tausend
Menschen erhalten dort täglich eine warme Mahlzeit, darunter viele Obdachlose, Migranten,
Behinderte und Kinder. Benedikt teilte seinen Tisch in der Mensa unter anderem mit
einer Roma-Familie, einem muslimischen Flüchtling aus Afghanistan und einem 25-jährigen
Italiener im Rollstuhl. Ihnen und allen anderen Anwesenden versicherte der Papst seine
Nähe und geistlichen Beistand:
„Während des Mittagessens habe ich einige
Eurer Geschichten gehört, die zugleich schmerzlich und voller Menschlichkeit sind.
Geschichten von Alten, Migranten, Obdachlosen, Zigeunern, Behinderten und Menschen
mit finanziellen oder anderen Schwierigkeiten – alle auf die eine oder andere Art
durch das Leben gezeichnet. Ich bin hier unter Euch, um Euch zu sagen, dass ich Euch
nah bin und Euch lieb habe, dass ich an Euch und Eure Probleme denke, ja dass sie
mitten im Herzen der Gemeinschaft der Gläubigen sind.“ „Was ihr einem meiner
geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25, 40).“ Christi Worte zeigten,
dass er sich vor allem mit den Armen und Schwachen identifiziert habe, sagte der Papst.
Den Festtag der Heiligen Familie habe er deshalb ganz bewusst für seinen Besuch bei
den Armen gewählt. Denn sie seien der Familie Jesu ähnlich:
Benedikt: „Tatsächlich
ist auch die Familie Jesu von Anfang an auf vielerlei Probleme gestoßen: Sie ist mit
der Situation konfrontiert worden, auf verschlossene Türen zu stoßen, war gezwungen,
nach Ägypten auszuwandern aufgrund der Gewalt des Herodes. Ihr wisst nur allzu gut,
was es heißt, in Schwierigkeiten zu sein, aber Ihr trefft hier in der Gemeinde Sant’Egidio
auf liebevolle Hilfe. Einige von Euch haben hier ein zu Hause, ein Zeichen der Liebe
Gottes für die Armen gefunden.“ Wie schon in seiner Weihnachtsbotschaft warnte
der Papst erneut vor Egoismus und rief zur Solidarität mit Schwachen und Ausgegrenzten
auf:
„Speziell in der aktuellen Wirtschaftskrise sollte jeder ein Zeichen
der Hoffnung und Zeuge einer neuen Welt für all diejenigen sein, die eingeschlossen
in Egoismus und in der Illusion leben, alleine glücklich sein zu können, die in Traurigkeit
oder schalem Vergnügen leben, das nichts als Leere im Herzen hinterlässt.“ Den
Nachtisch erhielt jeder der Teilnehmer vom Papst höchstpersönlich. Unter den Anwesenden
waren auch zahlreiche Kinder aus Afrika, Asien, Lateinamerika und den osteuropäischen
Ländern. An sie verteilte der Papst nach dem Essen noch Weihnachtsgeschenke. Im Anschluss
besichtigte er zudem die Sprachschule von Sant’Egidio. Spezielle Grüße richtete er
auch an alle, die keinen Platz mehr beim Mittagstisch erhalten hatten oder den Besuch
von draußen mitverfolgten. Ihnen spendete der Benedikt vor der Rückfahrt in den Vatikan
seinen Segen:
„Viele Personen aus unterschiedlichsten Ländern, von der Not
gezeichnet, kommen hierher, um ein Wort, eine Hilfe, ein Licht für eine bessere Zukunft
zu finden. Setzt Euch alle dafür ein, dass keiner ausgegrenzt oder ausgestoßen wird.
Es gibt eine Sprache, die uns jenseits aller Sprachbarrieren vereint: nämlich die
der Liebe. Meinen herzlichen Segen für Euch alle!“ (rv 27.12.2009 ad)