Zwischen Tourismus und Besinnlichkeit - Weihnachten in Jerusalem und Bethlehem
Tausende Besucher
und Pilger aus aller Welt feiern Weihnachten in Bethlehem. Gerade für Christen hat
es eine besondere Bedeutung, die Feiertage in der Geburtstadt Jesu zu verbringen,
so auch für den Würzburger Theologiestudenten Sebastian Diez. Radio Vatikan berichtete
er von seinen sehr unterschiedlichen Eindrücken vor Ort:
„Ich habe Weihnachten
zum Teil in Jerusalem, zum Teil in Bethlehem verbracht. In Jerusalem findet das Weihnachtsfest
so gut wie gar nicht statt. Es ist eben eine jüdische Stadt. Hier hängt beispielsweise
noch die Beleuchtung von Chanukkah.“
Sebastian Diez studiert derzeit für
zwei Jahre an der Hebrew University in Jerusalem. Dort spielten Advent und Weihnachten
fast gar keine Rolle. Um christliche Weihnachtstraditionen zu erleben, müsse man deshalb
eines der Klöster der Stadt besuchen, berichtet der Theologiestudent. Er selbst hat
sich zur Christmette auf den Weg zum Zionsberg gemacht:
„Ich war hier in
der deutschen Benediktinerabtei, der Dormition Abbey, auf dem Mount Zion. Dort habe
ich die Christmette mitgefeiert, das war eine Mittagsmesse. Wir waren schon vor elf
Uhr in der Kirche. Um elf wurde die Kirche dann gestürmt. Das war der Wahnsinn. Das
kann man wohl mit dem Sturm auf die Bastille vergleichen. Junge Israelis, maximal
vierzig Jahre alt, haben die Kirche binnen kürzester Zeit in ihrer Hand gehabt. Da
kamen ganze Gruppen mit Reiseführer in die Kirche, vornehmlich mit musealem Interesse.
Die haben erstmal alles fotografiert. Und die Brüder hatten Probleme, bei ihrem großen
Einzug durch die Menschenmenge hindurch zu kommen. Ich war inmitten der Menge. Als
ich angefangen habe, zu singen, wurde ich schon fast wie ein exotisches Tier angeschaut.
Bei der Wandlung war die Kirche dann nur noch bis zur Hälfte gefüllt.“
Viel
besinnlicher hat der junge Theologe das Weihnachtsfest im Anschluss an die Messe erlebt.
Da hat er sich ein Beispiel an den Hirten aus dem Evangelium genommen und ist zu Fuß
nach Bethlehem aufgebrochen:
„Vor drei oder vier Jahren hat die Dormition
Abbey ein Programm ins Leben gerufen mit dem Namen „Ich trage deinen Namen nach Bethlehem“.
Da kann man gegen eine kleine Spende zu einem guten Zweck seinen Namen auf eine Rolle
drucken lassen, die dann in der Heiligen Nacht nach Bethlehem getragen wird. Das waren
in diesem Jahr über 22.000 Namen. Nach der Segnung der Rolle sind wir vom Mount Zion,
also vom Süd-Ende der Altstadt Jerusalems nach Bethlehem gelaufen, das werden etwas
mehr als sieben Kilometer sein. Dann sind wir in die Geburtskirche eingezogen und
in der dortigen „Grotte der unschuldigen Kinder“ haben wir dann noch die Laudes gebetet.“