Weihnachten auf der
Autobahn – das ist keine besonders feierliche Vorstellung, doch für viele LKW-Fahrer
triste Realität. Die katholische Pfarrgemeinde St. Joseph im württembergischen Öhringen
liegt unmittelbar an der A 6 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, zum Weihnachtsfest
in diesem Jahr einen ganz besonderen Dienst anzubieten: eine Weihnachtsfeier für Trucker
mit Glühwein und gutem Essen, etwas Weihnachtsmusik und vor allem einem offenen Ohr.
Pfarrer Klaus Kempter erklärt, wie es zur Aktion gekommen ist:
„Viele Gemeinden
haben ja an Weihnachten den Blick auf Menschen gerichtet, die allein oder einsam sind.
Und da wir in unserer Gemeinde einen Trucker haben, der selber Lastwagen fährt, hat
der die Idee gehabt, diese Personengruppe in den Blick zu nehmen. Und es freut mich,
dass über zehn Personen unserer Einladung gefolgt sind. Und vielleicht haben sie so
ganz unbewusst und auch, wenn sie selber nicht gläubig sind oder einer anderen Religionsgemeinschaft
angehören, etwas von unserem Weihnachtsfest erleben dürfen.“
Klaus Hohl
ist derjenige, der den Vorschlag gemacht hat. Er kennt den harten Weihnachtsalltag
als Brummifahrer und musste nicht lange überlegen, ob sich der Aufwand für seine Kollegen
lohnt:
„Ich denke, das ist ja auch eine Art Gottesdienst. Indem man seinen
Mitmenschen dient und somit auch Gott dienen kann. Und indem man auch mal auf den
Menschen schaut, der in einem LKW drinnen sitz. Das können durchaus sehr einsame Menschen
sein, teilweise ohne Familie oder mit zerbrochener Ehe, gerade weil sie soviel unterwegs
sein müssen. Und ich glaube, dass das eine Möglichkeit für uns ist, auf die Fahrer
zuzugehen.“
Und wie wirkt die Aktion auf die Fahrer selbst? Ein Trucker
aus Ungarn, der seine Familie, besonders seine Kinder an Weihnachten vermisst:
„Für
mich war das eine ganz besondere Weihnachtsstunde mit meinen Fahrerkollegen zusammen.
Die Atmosphäre hat mich berührt, ich habe mich sehr herzlich aufgenommen gefühlt.“
Und
sein älterer Kollege aus Estland, der sich schon sehr auf seinen Ruhestand freut:
„Ich
möchte mich sehr bedanken. Für die Gastfreundschaft und vor allem die guten Gespräche.
Jetzt kann ich gestärkt die nächsten tage verbringen, wo meine Reise noch ein ganzes
Stück weiter geht.“
Bei der Aktion geholfen haben zahlreiche Ehrenamtliche
aus der Gemeinde. Auch sie haben die Begegnung als Bereicherung erfahren, Maria Misamer
zum Beispiel:
„Das hat mich schon sehr interessiert, wie es den Leuten an
Weihnachten geht, die über Tage an der Autobahn stehen müssen. Und ich hatte das Gefühl,
dass es ihnen gut getan hat, zu reden und sich mit den Kollegen auszutauschen, vor
allem mal ganz wo anders als auf der kalten Raststätte.“
Wolfgang Schilling
hat auch freiwillig geholfen. Er hat die Trucker auf zwei Hohenloher Raststätten aufgelesen.
Sein Fazit:
„Die Trucker waren alle in ihren Kabinen. Die Vorhänge waren
verschlossen. Und zu Beginn war es sehr schwierig, sie zu motivieren. Als dann aber
der erste zugesagt hat, haben andere sich ihm angeschlossen. Ich persönlich habe durch
die Aktion viel neues gelernt und neue Erfahrungen gesammelt und kann anderen Gruppen
nur wärmstens empfehlen, Ähnliches durchzuführen.“