Vom Leben Jesu in
Nazareth ist wenig bekannt. Die Evangelien schweigen fast vollständig und auch die
Archäologie hat nicht helfen können - bis jetzt. Bei Bauarbeiten für das Zentrum Maria
von Nazareth nicht weit entfernt von der Verkündigungskirche fand man in der letzten
Woche die Überreste eines Hauses, das nach Expertenmeinung aus der Zeit Jesu stammt.
Es besteht aus zwei Räumen und einem kleinen Hof mit Regenwasserzisterne, ein Haus
– klein und bescheiden –, wie es um das Jahr Eins unserer Zeitrechnung in Palästina
viele gegeben hat. Hier liegt auch die erste Neuigkeit des Fundes: es ist der einzige
archäologische Fund aus der Zeit Jesu in der Stadt Nazareth überhaupt. Die dort gefundenen
Gegenstände geben Einblick in den Lebensstil dieser Epoche, was den Fund für Historiker
wertvoll macht. Aber das ist noch nicht alles: Laut der israelischen Altertumsbehörde
sei es kein Zufall, dass ausgerechnet dieses Haus gefunden wurde. Der Bischof von
Nazareth, Boulos Marcuzzo, erklärt es so:
„Sie haben entdeckt, dass diese
Überreste des Hauses absichtlich behalten wurden. Sie wurden im Laufe der Geschichte
nicht zerstört. Wir wissen, dass es viel Zerstörung und viel Bau gegeben hat, aber
dieses Haus wurde geschützt und behalten. Warum? Das können wir heute noch nicht sagen.
Aber es hat sicherlich einen Grund gegeben, warum ausgerechnet dieses Haus vor jeder
Zerstörung geschützt wurde.“
Noch viel Arbeit also für Historiker und Archäologen:
Ob Jesus selbst dort seine 30 verborgenen Jahre lang gelebt hat, werden wir wohl nie
feststellen können. Aber über die Art und Weise seines Lebens und das seiner Zeitgenossen
wissen wir durch diesen Fund jetzt immerhin ein bisschen mehr.