2009-12-23 13:11:57

Bethlehem: Christsein als Fremde im eigenen Land


RealAudioMP3 Bethlehem - das bedeutet für uns die Krippe und das idyllische Weihnachtsfest mit Tannenbäumen und Geschenken. Aber für die Christen vor Ort ist es ganz und gar nicht idyllisch.
Unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich sprach mit Hiyam Marzouka, der Chefärztin des Caritas Baby Hospitals in Bethlehem. Es ist das einzige Kinderkrankenhaus im Westjordanland. Sie erzählt, was es für ihren Glauben und ihre Gemeinschaft bedeutet, Bethlehemer Christin zu sein.

„Ich bin in Bethlehem aufgewachsen. Am Anfang war es für uns Kinder selbstverständlich, dass wir in Bethlehem geboren sind. Aber mit der Zeit, als wir mehr verstehen konnten, haben wir mitbekommen, wie stolz wir auf diesen Ort sein sollen. Mein Zuhause war gegenüber der Geburtskirche und da habe ich immer jeden Tag gesehen wie meine Mutter oder meine Oma das Kreuzzeichen gemacht haben und immer auf diese Kirche schauen konnten. So haben wir gelernt, auch stolz darauf zu sein.“

Hiyam Marzouka stammt aus einer christlich-palästinensischen Familie in Bethlehem und hat in Würzburg Medizin studiert. Von dort aus kehrte sie ins Westjordanland zurück und damit hinter die Mauer, die die jüdischen Siedlungsgebiete von den Palästinensergebieten trennt. Das Bethlehem, was unsereins aus der Bibel kennt, hat mit dem heutigen Alltag dort wenig zu tun, so Marzouka.

„Wir sind eingesperrt, wir haben keine Rechte, wir sind Fremde im eigenen Land, das hält man auf Dauer nicht aus und deswegen ziehen leider viele Christen aus dieser Stadt weg.“

Das Weihnachtsfest ist dennoch etwas ganz besonderes in Bethlehem. Es wird nach den verschiedenen Konfessionen zwei mal gefeiert, im Dezember für die lateinische und im Januar für die Orthodoxe Kirche. Zudem weist es auch auf die besondere Not der Christen in der Stadt hin.

Weihnachten ist die Geburt von Jesus, die Geburt von Frieden, von Geborgenheit, die Niederkunft einer Frau, die nach Platz gesucht hat um Unterkunft zu bekommen, ihr Kind auf die Welt zu bringen. Es macht mich traurig, zu sehen, dass wir Mütter von Bethlehem immer noch auf der Suche nach Geborgenheit sind, nach einer Unterkunft, wo wir uns wirklich sicher und gut fühlen, wo wir unsere Kinder auf die Welt bringen können, damit sie hier eine Zukunft haben.“

(rv 23.12.2009 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.