Deutschland: Christliches Engagement für Synagoge will Zeichen setzen
In Osnabrück wird
der interreligiöse Dialog in diesen Tagen nicht nur pro forma geführt, sondern tatsächlich
gelebt. Die jüdische Gemeinde der Stadt, die in den vergangenen Jahren, besonders
nach dem Fall der Mauer, stetig gewachsen ist, zieht um. Und übergangsweise befindet
sich die Synagoge an einem ganz besonderen Ort: in der ehemaligen katholischen Fachhochschule
Norddeutschland, die das Bistum der jüdischen Gemeinde zur Verfügung stellt. Jasmin
Beizai berichtet.
Hier können die jüdischen Gemeindemitglieder Gottesdienste
und Veranstaltungen abhalten, bis der Umbau fertig ist. Für Bischof Bode ist es eine
Selbstverständlichkeit, seinen jüdischen Nachbarn zu helfen:
„Es sind ja
weithin Menschen, die aus Russland gekommen sind und vor dem Antisemitismus geflohen
sind, und da glaube ich, steht es uns gut an als Christen, sowohl evangelisch als
auch katholisch, ihnen zu helfen.“ Auch die Gemeinde steht hinter der Hilfsaktion
und profitiert auf gewisse Weise davon. Bode:
„Dafür, dass wir die Räume
zur Verfügung gestellt haben, haben wir sehr positive Rückmeldungen der Gemeinde bekommen.
Dass in uns bekannten Räumen auch mal eine Synagoge eingerichtet wird, das ist einfach
auch zum gegenseitigen Kennenlernen wichtig und die Leute nehmen war: Wir haben eine
besondere Beziehung zum Judentum. Innerhalb des interreligiösen Dialoges sind uns
die Juden doch in besonderer Weise nah.“
Besonders, was unsere deutsche
Geschichte betrifft, haben wir allen Grund, gute Beziehungen zur jüdischen Gemeinde
zu pflegen und zu suchen, sagt Bode.
„Ich habe mich als Abiturient mit
dem Antisemitismus befasst. Das war ein Thema zum Abitur, und das hat mich dann immer
weiter begleitet. Die ganze Fragestellung, das Verhältnis zwischen Juden und Christen.“ Gemeindevorsitzender
Grünberg freut sich über so viel Engagement von Seiten der christlichen Kirchen.
„Wir
haben schon seit Jahren ein sehr freundschaftliches Verhältnis, ganz besonders zur
katholischen Kirche, ganz besonders zum Bischof, zum Bistum hier nach Osnabrück eine
tolle Zusammenarbeit auf vielen Ebenen.“ Der interreligiöse Dialog zwischen
Katholiken und Judentum dient nicht nur dem Erhalt des freundschaftlichen Verhältnisses.
Bischof Bode sieht darin auch die Chance, Probleme anzugehen, die beide Religionen
betreffen:
„Man muss ja bedenken, dass die, die aus den osteuropäischen
Staaten kommen, vom Judentum äußerlich wenig wissen. Und das ist eine Situation, die
diese Leute auch mit uns verbindet. Die Gottesfrage wird heute allgemein in Frage
gestellt –, zwischen einer sehr diffusen Religiosität und dem Atheismus. Da ist es
natürlich gut, wenn sich solche monotheistischen Religionen, und dann noch in dieser
Geschwisterlichkeit, zusammentun, um die Frage Gottes in der Welt wach zu halten.
Das können wir ein ganzes Stück gemeinsam tun.“ Auch wenn die Bauarbeiten
für die Synagoge nicht ganz nach Plan verlaufen, geht Gemeindevorstand Grünberg davon
aus, dass in den ersten zwei Monaten des kommenden Jahres die Wiedereröffnung gefeiert
werden kann. Die katholische Gemeinde veranstaltet vor Weihnachten noch eine Kollekte,
die am 19. und 20. Dezember auf dem Stadtgebiet stattfindet. Dabei ginge es, so Bode,
weniger um den Geldbetrag, als um das Zeichen.