2009-12-16 12:45:13

Irak: Entsetzen nach neuen Bomben


Die erneuten Bombenanschläge auf Kirchen sorgen in Mossul für Entsetzen. Binnen weniger Stunden waren am Montag Sprengsätze an einer syrisch-katholischen und einer syrisch-orthodoxen Kirche der Stadt detoniert. Die zweite Bombe verletzte mehrere Passanten und richtete auch großen Sachschaden an. Die Christen der Stadt vermuten hinter den Anschlägen islamische Fundamentalisten, die im neuen Irak keinen Platz mehr für Christen sehen. Der Redemptoristenpater Bashar Warda aus Mossul spricht davon, dass unter den Christen in der Stadt „Angst und Schrecken” herrschten. Die Bagdader Regierung habe die Kirchen vor weiteren Angriffen während der Weihnachtszeit gewarnt und Priester und Ordensfrauen zur Aufmerksamkeit ermahnt. Wegen ständig neuer Drohungen, Anschlägen, Entführungen oder Morden sind in den letzten Jahren Zehntausende von Christen aus dem Irak geflohen – die meisten in Nachbarländer.

Der ägyptische Jesuit Samir Khalil Samir warnt derweil eindringlich vor einem völligen Verschwinden der Christen aus dem Nahen Osten. In einem Essay für die Nachrichtenagentur „asianews“ spricht der in Beirut lebende Islamwissenschaftler von einem allgemeinen Rückgang der Religionsfreiheit in der Region: „Die Mission der Kirche wird dadurch erstickt.“ Allerdings habe die Emigration von Christen nicht nur negative Seiten: So gebe es etwa bei Exilkirchen in den USA ökumenische Öffnungen, die auch wieder positive Rückwirkungen hätten für ihre Herkunftskirchen in Nahost. Und auch wirtschaftlich griffen Emigranten ihren Familien und den Kirchen in der Heimat stark unter die Arme. Samir wörtlich: „Auch die Präsenz des islamischen Fundamentalismus hat positive Aspekte: Sie bringt die Christen dazu, ihren Glauben ernsthafter und persönlicher zu leben, gerade weil er bedroht ist.“

Der Jesuit betont aber auch, dass die Emigration von Christen aus dem Nahen Osten „die schwächt, die dort bleiben“. Ein Verschwinden des Christentums in der Ursprungsregion Jesu wäre nicht nur für die Christen ein schwerer Verlust, sondern auch für die dortigen Länder selbst: „Die Christen sind nämlich eine stimulierende, andere Stimme – mit einer spezifischen Kultur, die die Region bereichert.“ Die Grundfrage, der sich die kommende Bischofs-Sondersynode zu Nahost stellen müsse, sei: „Haben die Christen eine spezifische Mission in der Region?“

(asianews/rv 16.12.2009 sk)









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