Die erneuten Bombenanschläge auf Kirchen sorgen in Mossul für Entsetzen. Binnen weniger
Stunden waren am Montag Sprengsätze an einer syrisch-katholischen und einer syrisch-orthodoxen
Kirche der Stadt detoniert. Die zweite Bombe verletzte mehrere Passanten und richtete
auch großen Sachschaden an. Die Christen der Stadt vermuten hinter den Anschlägen
islamische Fundamentalisten, die im neuen Irak keinen Platz mehr für Christen sehen.
Der Redemptoristenpater Bashar Warda aus Mossul spricht davon, dass unter den Christen
in der Stadt „Angst und Schrecken” herrschten. Die Bagdader Regierung habe die Kirchen
vor weiteren Angriffen während der Weihnachtszeit gewarnt und Priester und Ordensfrauen
zur Aufmerksamkeit ermahnt. Wegen ständig neuer Drohungen, Anschlägen, Entführungen
oder Morden sind in den letzten Jahren Zehntausende von Christen aus dem Irak geflohen
– die meisten in Nachbarländer.
Der ägyptische Jesuit Samir Khalil Samir warnt
derweil eindringlich vor einem völligen Verschwinden der Christen aus dem Nahen Osten.
In einem Essay für die Nachrichtenagentur „asianews“ spricht der in Beirut lebende
Islamwissenschaftler von einem allgemeinen Rückgang der Religionsfreiheit in der Region:
„Die Mission der Kirche wird dadurch erstickt.“ Allerdings habe die Emigration von
Christen nicht nur negative Seiten: So gebe es etwa bei Exilkirchen in den USA ökumenische
Öffnungen, die auch wieder positive Rückwirkungen hätten für ihre Herkunftskirchen
in Nahost. Und auch wirtschaftlich griffen Emigranten ihren Familien und den Kirchen
in der Heimat stark unter die Arme. Samir wörtlich: „Auch die Präsenz des islamischen
Fundamentalismus hat positive Aspekte: Sie bringt die Christen dazu, ihren Glauben
ernsthafter und persönlicher zu leben, gerade weil er bedroht ist.“
Der Jesuit
betont aber auch, dass die Emigration von Christen aus dem Nahen Osten „die schwächt,
die dort bleiben“. Ein Verschwinden des Christentums in der Ursprungsregion Jesu wäre
nicht nur für die Christen ein schwerer Verlust, sondern auch für die dortigen Länder
selbst: „Die Christen sind nämlich eine stimulierende, andere Stimme – mit einer spezifischen
Kultur, die die Region bereichert.“ Die Grundfrage, der sich die kommende Bischofs-Sondersynode
zu Nahost stellen müsse, sei: „Haben die Christen eine spezifische Mission in der
Region?“