Die anglikanische Kirche der USA steht vor einer neuen Belastungsprobe: Die Diözese
Los Angeles hat eine „bekennend lesbische“ Priesterin zur Weihbischöfin gewählt. Mary
Glasspool - deren Vater auch anglikanischer Priester war - wohnt seit 1988 mit ihrer
Partnerin Becki Sander zusammen. Die anglikanische Kirche heißt in den USA „Episkopalkirche“;
sie hat im Juli ein Moratorium zur Wahl homosexueller Bischöfe aufgehoben. Die Frage
der Wahl homosexueller Bischöfe hat die anglikanische Kirche seit der Weihe eines
homosexuellen Bischofs in New Hampshire 2003 in eine tiefe Krise gestürzt. Mehrere
Diözesen der US-Anglikaner haben seither versucht, sich entweder „traditionellen“
anglikanischen Erzbischöfen in Afrika oder Südasien zu unterstellen oder gar katholisch
zu werden. Mary Glasspool erklärte nach ihrer Wahl, „jede Gruppe von Menschen, die
wegen eines isolierten Aspekts ihrer Persönlichkeit unterdrückt wird“, habe das Bedürfnis
nach Gerechtigkeit und gleichen Rechten. Der anglikanische Primas Rowan Williams reagiert
besorgt auf die Nachricht aus den USA: Das werfe „sehr ernste Fragen für die weltweite
anglikanische Gemeinschaft“ auf, meinte der Erzbischof von Canterbury. Allerdings
müsse Frau Glasspools Ernennung erst noch ratifiziert werden; ihre Weihe sei noch
nicht völlig sicher. Williams erinnert daran, dass sich die anglikanische Kirche eigentlich
auf eine Art Auszeit geeinigt hatte, was kontroverse Ernennungen betreffe.