Priesterjahr: „Siehst du denn nicht, dass du schwarz bist?“
Das Priesterjahr lenkt
derzeit unseren Blick wieder auf die Vielfalt im weltweiten Klerus: Das ist wirklich
eine Schar aus allen Völkern und Nationen. Ein Beispiel für viele: James Lengarin.
Er kommt aus Kenia, wie der Vater von Obama. Und er ist seit 15 Jahren Missionar –
erst in Europa, jetzt wieder in seiner kenianischen Heimat – in der Provinz Nyeri.
„Ich
komme aus einer Familie von Nomaden-Hirten aus der Ethnie der Samburu. Und ich habe
mich immer gefragt, was ich aus meinem Leben machen soll... ich habe immer den Leuten
geholfen, die zu uns kamen, weil sie zum Beispiel nicht soviele Kühe hatten wie wir.
Mein Vater wurde drei, vier Monate vor meiner Geburt von einem Elefanten getötet,
da war also nur die Mamma.“
Die Mamma – und noch sieben Geschwister. Die
Mamma muß alle hungrigen Mäuler stopfen; abends und morgens betet sie. Als James ihr
eines Tages sagt, er wolle ins Priesterseminar eintreten, sagt sie gleich: „Na gut.“
Anders ist ihre Reaktion, als ihr Sohn sich dafür entscheidet, zur Ordensgemeinschaft
„Missionari della Consolata“ zu gehen.
„Das waren ja alles Weiße – da hat
meine Mamma gesagt: „Aber siehst du denn nicht, dass du schwarz bist?“ Ich habe geantwortet:
„Weißt du, Mamma, ich werde mit ihnen arbeiten, und ich werde auch eine Herausforderung
für sie sein...“
James ist von den Missionaren beeindruckt: Die sind von
weitem gekommen, um Leuten zu helfen und mit Leuten zu leben, die sie vorher gar nicht
kannten und mit denen sie noch nicht einmal verwandt sind. Er tritt in die Gemeinschaft
ein – und wird vom Nomaden-Hirten zu einem Nomaden für Christus.
„Man braucht
dazu einen offenen Geist und ein großes Herz – nur Jesus kann das bei uns bewerkstelligen.
Sonst wären auch wir nur eine Art Touristen! Schwer wurde es mir, meine Familie für
soviele Jahre nicht mehr zu sehen – in den ersten Jahren war der Kontakt fast weg,
es gab in den neunziger Jahren ja noch kein Handy, Briefe brauchten zwei Monate, um
ans Ziel zu kommen.“
Aber jetzt ist Pater Lengarin ja wieder in Kenia,
nicht weit von seiner Familie entfernt. In der Provinz Nyeri arbeitet er bei einem
Hilfsprojekt mit.
„Wir versuchen, mit Dingen zu helfen, die Hoffnung wecken
– denn Nahrung ist ja sofort wieder weg, aufgegessen. Wir helfen vor allem Kindern,
dass sie keine Delinquenten werden: Wir lehren sie, wie man zusammenlebt. Alles, was
man sich von Afrika so wünscht – Gerechtigkeit, Versöhnung – fängt ja bei den Kindern
an; über sie erreichen wir auch die Familien.“
Irgendwann mal, so hofft
der Samburu-Priester, wird Afrika den Christen in Europa einmal zurückgeben können,
was es von ihnen bekommen hat: Die Evangelisierung nämlich. Aus seiner Sicht ist das
vor allem eine Sache der Laien.
„Man sollte ihnen mehr Verantwortung geben!
Um zu Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu kommen, muß jeder einzelne Christ das
Seine tun – und dann alle zusammen!“
James Lengarin – einer von vielen
in diesem Jahr der Priester.