USA: Katholiken entsetzt über Truppen-Aufstockung in Afghanistan
Die Pläne Barack Obamas,
30.000 weitere Soldaten nach Afghanistan zu schicken und den Einsatz 2011 zu beenden,
rufen bei katholischen Friedensaktivisten gemischte Gefühle hervor. Mit der Aufstockung
der Truppen mache der Präsident „einen tragischen und entsetzlichen Fehler“, sagte
David Robinson, der Leiter von Pax Christi USA, der Agentur „Catholic News Service“.
Es sei eine Tragödie, dass Obama die se Entscheidung ankündige, bevor er nächste Woche
den Friedensnobelpreis entgegen nehme. Er sei froh darüber, dass Obama einen Zeitpunkt
für den Rückzug aus Afghanistan festgelegt habe, so der US-amerikanische Pax Christi-Sprecher.
Allerdings glaube er nicht, dass es in zwölf Monaten auch mit 30.000 mehr Soldaten
möglich sei, aufzuholen, was in den vergangenen acht Jahren der US-Truppenpräsenz
in Afghanistan nicht geschehen sei. Derselben Meinung ist Klemens Ronnefeldt vom Internationalen
Versöhnungsbund. Dem Domradio sagte der Friedensreferent:
„Es stehen
jetzt bereits mehr als 100.000 Soldaten im Land. Es handelt sich auch nicht mehr rein
um einen Afghanistan-Krieg – schon lange hat sich der Krieg auch auf Pakistan ausgeweitet.
Das heißt, dass die Taliban sich immer wieder über die Grenzen zurückziehen können,
um in dem unwegsamen Gelände in Waziristan Schutz zu suchen und dann wieder zurückzukehren.
Auch die russischen Truppen haben mit über 100.000 Mann es nicht vermocht, Afghanistan
niederzuringen. Die Briten sind gescheitert, ähnlich wird es der Nato ergehen. Ich
bin der Ansicht, dass die Truppenaufstockung nicht zu einem Erfolg führt, und schon
gar nicht zu einem schnellen Erfolg."
Derzeit sei über die Hälfte Afghanistans
in der Kontrolle der Taliban. Das lasse sich in der Kürze der Zeit sicher nicht rückgängig
machen, so Ronnefeldt. Bereits im übernächsten Jahr will US-Präsident Obama die gesamten
in Afghanistan stationierten Streitkräfte abziehen. Friedensexperte Ronnefeldt meint,
„dass
es bei diesem Krieg gar nicht mehr so sehr um die Befriedung des Landes geht, sondern
darum, dass die Nato diesen Krieg nicht verlieren darf. Das verschärft die Lage, kann
aber nicht der Grund sein, weiter dort zu bleiben."
Wenn in zwei Jahren
tatsächlich der Rückzug der Nato-Truppen aus Afghanistan einsetzen würde, wäre es
aus Sicht des Friedensreferenten sinnvoll, im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
ein UNO-Mandat zu erwirken, um am Hindukusch UNO-Truppen zu stationieren.
„Diese
UNO-Truppen sollten dann möglichst aus islamischen Ländern kommen, das heißt aus Staaten,
die mit der Kultur, der Religion und den islamischen Gepflogenheiten vertraut sind
und deshalb die Sicherheitslücken schließen könnten, die es sicher gibt. Allerdings
muss man auch sagen, dass sich in der Vergangenheit gezeigt hat: Wo mehr Soldaten
waren, hat es auch mehr Unsicherheit gegeben, weil sie wie Magneten wirkten für Anschläge
der Taliban und von Al Kaida." (cns/domradio 03.12.2009 gs)