Schweiz: Bischöfe haben Anti-Minarettinitiative analysiert
Das Bauverbot für
Minarette in der Schweiz ist Zeichen einer Krise der christlichen Identität in der
helvetischen Gesellschaft. Das denken die Schweizer Oberhirten, die soeben in Luzern
ihre Ordentliche Versammlung hielten und dabei lang und breit über das Ergebnis der
Anti-Minarett-Initiative diskutierten. Für den scheidenden Präsidenten der Bischofskonferenz,
Bischof Kurt Koch, ist das eindeutige Ergebnis der Volksabstimmung Folge eines politischen
Kalküls. „Dass die Zahl der Befürworter so hoch war, hängt nämlich damit zusammen,
dass die politische Rechte und die Linken eine „unheilige Allianz geschlossen haben.
Die rechte Seite will das Christentum verteidigen, die linke Seite will hingegen eine
totale Trennung von Kirche und Staat. Das hat nun zu einer sehr komplexen Situation
geführt, die müssen wir nun sehr sensibel angehen.“ Das Nein zu den Minaretten
treffe alle Religionsgemeinschaften in der Schweiz. Ähnliches gelte für das jüngste
Anti-Kruzifix-Urteil des Menschrechtsgerichtshofs, so der Basler Bischof. Bei beiden
gehe es um die Sichtbarkeit von Religion - eine Sichtbarkeit, die offenbar abgelehnt
werde.
„Die Verbindung zwischen der Abstimmung und dem Gerichtsurteil ist
die Sichtbarkeit von Religion. Die Anti-Minarett-Initiative will nicht, dass die muslimischen
Glaubensgemeinschaften in der Schweiz sichtbare Präsenz signalisieren mit den Minaretten.
Das Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg will nicht, dass mit dem Zeichen des Kruzifixes
in öffentlichen Schulen in Italien das Christentum sichtbar gemacht wird. Da ist aber
hinzuzufügen, dass ein Menschenrechtsgerichtshof offenbar keine Unterschiede in den
Ländern macht. Denn es dürfte doch ein Unterschied sein, ob das Kreuz in einem katholischen
Land wie Italien hängt oder in einem ehemaligen Ostblock-Land, wo vielleicht sechs
Prozent Christen leben.“ Die Bischöfe haben auch eine Klarstellung zu einem
Interview des designierten Präsidenten der Bischofskonferenz gegeben. Bischof Norbert
Brunner hatte der „NZZ am Sonntag“ unter anderem über den Zölibat geantwortet. Seine
Antwort wurde vor allem in den französischsprachigen Medien falsch wiedergegeben,
so Kurt Koch.
„Man hat mit ihm dasselbe Spiel getrieben wie mit Erzbischof
Robert Zollitsch, als er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wurde. Zollitsch
hatte damals dasselbe gesagt, was nun auch Bischof Brunner betont hat. Man hat aus
diesem Interview mit Bischof Norbert Brunner eine Riesensache gemacht. Deshalb war
es Bischof Brunner ein Anliegen – und das haben wir Schweizer Bischöfe geteilt – dass
wir in der Abschlusserklärung eine Richtigstellung publizieren. Darin wiederholt er,
was er wirklich gesagt hat: Er dankt den Priestern, die ihr Zölibatsversprechen treu
leben und fügt die Aussage an, dass er nach wie vor die Weihe von „viri probati“ als
eine Möglichkeit betrachtet.“ (rv 03.12.2009 mg)