Benedikt XVI. hofft
auf eine Wiederentdeckung des Beichtsakraments in der Kirche. Bei seiner Generalaudienz
auf dem Petersplatz erinnerte er an ein Vatikan-Dokument namens „Reconciliatio et
poenitentia“, das vor genau 25 Jahren die Bedeutung des „Sakraments der Wiederversöhnung“
herausarbeitete. Den Besuchern und Pilgern stellte der Papst das Beispiel großer Beichtväter
vor Augen, etwa des heiligen Pater Pio.
In seiner Katechese beschäftigte sich
Benedikt ansonsten wieder mit großen Theologen – heute: Wilhelm von Saint-Thierry
aus dem zwölften Jahrhundert, ein Freund des Bernhard von Clairvaux.
„Nach
einem grundlegenden Gedanken im theologischen und geistlichen Werk Wilhelms von Saint-Thierry
besteht die menschliche Natur ihrem innersten Wesen nach im Lieben. Der Mensch ist
dazu berufen zu lieben und sein Leben mit Gott, dem Urgrund, dem Ziel und der Kraft
der Liebe, zu vereinen. Gott, der uns erschaffen und uns zuerst geliebt hat, will,
daß wir ihn lieben. In dieser Berufung der Liebe zu Gott besteht das Geheimnis eines
gelungenen und glücklichen Lebens. Zum anderen erleuchtet die Liebe die Erkenntnis
des Menschen; sie macht es ihm möglich, Gott besser und tiefer zu erkennen. Denn die
Liebe selbst ist schon Quelle der Erkenntnis, wie Wilhelm sagt: „Amor ipse intellectus
est.“ Sie überwindet die Distanz zwischen dem Liebenden und dem Geliebten, macht sie
einander ähnlich und schafft Gemeinschaft. Gott wird erkannt, wenn man ihn liebt.“ Benedikt
begrüßte bei der Audienz auch den bisherigen und den neuen Leiter unseres Radio-Vatikan-Programms:
die Jesuiten Eberhard von Gemmingen und Bernd Hagenkord. Und er betete mit den Besuchern
der Audienz ein Gebet des Wilhelm von Saint-Thierry: „Gott, du hast uns zuerst geliebt,
damit wir dich lieben, … weil wir nicht sein können, wozu du uns geschaffen hast,
ohne daß wir dich lieben.“