Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone feiert an diesem Mittwoch seinen 75. Geburtstag – und zwar mit einer
Messe in der Paulinischen Kapelle des Vatikans. Daran nahmen viele Freunde und Weggefährten
des Ordensmannes teil, der sozusagen der Regierungschef des Vatikans ist. In seiner
Predigt meinte Bertone: „Heute ist – wie soll ich das sagen – mein richtiger
Geburtstag, denn ich bin in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember geboren. Aber an
einem 3. Dezember habe ich meine ersten Gelübde als Salesianer abgelegt; damals war
ich sehr jung, so dass ich nächstes Jahr schon das 60. Jubiläum dieser ersten Gelübde
feiern kann. Aus biblischer Sicht ist Zeit nie leer, sie ist vielmehr der Raum, in
dem Gott seine Gegenwart spüren lässt. Ich bete darum, dass der Kalender Gottes immer
mit meinem Kalender übereinstimmt...“ Hier eine Einschätzung Bertones,
die die Katholische Nachrichtenagentur kna in einem Beitrag zu seinem 75. Geburtstag
gibt.
„Bertone wurde am 2. Dezember 1934 in Romano Canavese als fünftes
von acht Kindern geboren; direkt nach der Schule trat er bei den Salesianern ein.
Sein Studium mit Schwerpunkt Kirchenrecht absolvierte er in der Ordenshochschule in
Turin. 1989 wurde er deren Rektor. Zwei Jahre später berief Johannes Paul II. ihn
zum Erzbischof von Vercelli. Mitarbeiter schildern Bertone als umgänglich und zugleich
schnörkellos im Urteil. Mit diesen Qualitäten verschaffte er sich noch als Kardinal
- seit 2003 - mit seinen Fußballkommentaren im Fernsehen Respekt, ebenso wie er innerhalb
der Kirchenhierarchie Aufmerksamkeit fand. Von 1995 bis 2002 arbeitete der hoch gewachsene
Norditaliener, der unter anderem an der Revision des Kirchenrechts beteilt war, im
zweitwichtigsten Posten der Glaubenskongregation neben Kardinal Joseph Ratzinger.
Seine anschließende Berufung zum Erzbischof von Genua sollte sich als Intermezzo erweisen.
Denn am 15. September 2006 holte ihn Benedikt XVI. als Nachfolger von Kardinalstaatssekretär
Angelo Sodano an die Kurie zurück. Der Papst wollte mit ihm die eingespielte Teamarbeit
aus der Glaubenskongregation fortsetzen. Allerdings klappte der Übergang nicht ganz
reibungslos. Alte Seilschaften im Staatssekretariat machten Bertone den Einstieg nicht
gerade leicht. Manche angeblichen oder echten Pannen wurden dem neuen Mann an der
Spitze angelastet. Zudem war Bertone häufig unterwegs. In Vertretung des Papstes übernahm
er Auslandsmissionen nach Kuba, nach Weißrussland, nach Kroatien. Währenddessen fehlte
im Vatikan die regierende Hand. So hielt er sich ausgerechnet dann in Spanien auf,
als in Rom der Eklat um den Traditionalisten und Holocaustleugner Richard Williamson
seinen Höhepunkt erreichte. Inzwischen hat das Team Bertone jedoch Tritt gefasst.
Alle Leitungspositionen im Staatssekretariat und viele Schlüsselstellungen im Vatikan
sind neu besetzt. Immer wieder kamen dabei Norditaliener zum Zuge, mitunter Vertrauensleute
des Kardinals. Sein Nachfolger in Genua, Kardinal Angelo Bagnasco, übernahm die Leitung
der Italienischen Bischofskonferenz.“