Kardinal Kasper: „Primat nicht in Machtkategorien verstehen“
Der Ökumene-Verantwortliche
des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, ist in Istanbul: Dort hat er am Montag am Sitz
des „Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel“ am orthodoxen Andreasfest teilgenommen.
Kasper verlas dabei auch einen Gruß von Papst Benedikt, der ihm in ökumenischer Hinsicht
besonders aussagekräftig erscheint.
„Die Botschaft des Heiligen Vaters war
wichtig: ein langer Brief, in dem er daran erinnert hat, dass beide Seiten zum Dialog
verpflichtet sind. Er hat darin auch expliziert die heikle und schwierige Frage des
Primats des Bischofs von Rom angesprochen: Er darf nicht in Machtkategorien verstanden
werden, sondern im Kontext eines Verständnisses der Kirche als „communio“, als Gemeinschaft.
In diesem Kontext ist er ein Dienst an der Einheit. Der Bischof von Rom ist, um den
heiligen Gregor den Großen zu zitieren, „Diener der Diener Gottes“; er führt, wie
Ignatius von Antiochien schreibt, „den Vorsitz in der Liebe“. Der Papst hofft, dass
man in dieser Richtung weiterkommt, und bezieht sich ausdrücklich auf die Enzyklika
von Johannes Paul II. „Ut unum sint“: Inspiriert von den Modellen des ersten Jahrtausends
soll gemeinsam nach Formen gesucht werden, in denen der Bischof von Rom einen Dienst
ausüben kann, der von allen anerkannt wird.“