2009-11-30 14:28:56

Im Vatikan träumt man von ... Indonesien


RealAudioMP3 „Der Islam, der dem Vatikan gefällt, hat seinen Sitz in... Jakarta.“ Das behauptet die italienische Tageszeitung „Il Foglio“ an diesem Wochenende. Und tatsächlich: Die tolerante Spielart des Islam, die im „Land der tausend Inseln“ dominiert, hat Freunde im Kirchenstaat. Den Franzosen Jean-Louis Tauran zum Beispiel – er ist Kardinal und leitet den Päpstlichen Dialograt. Auf Einladung der dortigen Bischöfe besucht er diesen Tagen Indonesien – und trifft dabei auf Schritt und Tritt Zeichen der Präsenz des Islams.

„Meine Visite hat begonnen mit einem Termin in der Kathedrale von Jakarta – und nur wenige Meter von ihr entfernt, auf der anderen Straßenseite, steht eine große Moschee, die auch ein wichtiges kulturelles und soziales Zentrum ist. Diese Nähe hat Symbolkraft, denn sie zwingt geradezu zu harmonischem Zusammenleben der zwei Religionen.“

22 Prozent aller Moslems weltweit leben in Indonesien; auch ein Barack Obama ging als Heranwachsender hier ein paar Jahre lang in die Schule. Kardinal Tauran findet einen, wie er sagt, „moderaten Islam“ vor:

„Ich habe drei islamische Einrichtungen besucht, die für den sozialen Frieden und die Harmonie unter den Religionen arbeiten. Bei meinen Gesprächen dort haben mir alle versichert, dass sie den Dialog für nötig halten, dass sie ihn sogar noch vertiefen wollen. Sie haben mir aber auch – und das war für mich etwas Neues – vorgeschlagen, in diesen interreligiösen Dialog in Indonesien doch auch die Vertreter eines mehr fundamentalistischen Islam mit einzubeziehen.“

Auch die Fundamentalisten gibt es hier in Indonesien; das weiß man nicht erst seit den Bomben von Bali, die im Oktober 2002 zweihundert Menschen zerfetzten. Auf manchen Inseln wird regelrecht Jagd auf Christen gemacht, und selbst in der Hauptstadt hat es schon Bombenanschläge auf Kirchen gegeben. Tauran:

„Alle meine Gesprächspartner haben sich mir gegenüber klar gegen einen islamischen Staat ausgesprochen. Stattdessen stehen sie weiter hinter dem indonesischen Staat und seinen grundlegenden Prinzipien der Pankasila, die so etwas wie die Philosophe des politischen und sozialen Lebens darstellt. Sie hat fünf Punkte: Mitgefühl, Geradlinigkeit, Reinheit, Ehrlichkeit, Mäßigung. Ich kann sagen, dass Indonesien ein gutes Beispiel für diesen interreligiösen Dialog ist. Obwohl es auch hier einige Schwierigkeiten gibt: vor allem die Möglichkeit, neue Kirchen zu bauen, und eine objektivere Information in den Schulen über das Thema Religion.“

(rv 28.11.2009 sk)







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