„Der Islam, der dem
Vatikan gefällt, hat seinen Sitz in... Jakarta.“ Das behauptet die italienische Tageszeitung
„Il Foglio“ an diesem Wochenende. Und tatsächlich: Die tolerante Spielart des Islam,
die im „Land der tausend Inseln“ dominiert, hat Freunde im Kirchenstaat. Den Franzosen
Jean-Louis Tauran zum Beispiel – er ist Kardinal und leitet den Päpstlichen Dialograt.
Auf Einladung der dortigen Bischöfe besucht er diesen Tagen Indonesien – und trifft
dabei auf Schritt und Tritt Zeichen der Präsenz des Islams.
„Meine Visite hat
begonnen mit einem Termin in der Kathedrale von Jakarta – und nur wenige Meter von
ihr entfernt, auf der anderen Straßenseite, steht eine große Moschee, die auch ein
wichtiges kulturelles und soziales Zentrum ist. Diese Nähe hat Symbolkraft, denn sie
zwingt geradezu zu harmonischem Zusammenleben der zwei Religionen.“
22 Prozent
aller Moslems weltweit leben in Indonesien; auch ein Barack Obama ging als Heranwachsender
hier ein paar Jahre lang in die Schule. Kardinal Tauran findet einen, wie er sagt,
„moderaten Islam“ vor:
„Ich habe drei islamische Einrichtungen besucht, die
für den sozialen Frieden und die Harmonie unter den Religionen arbeiten. Bei meinen
Gesprächen dort haben mir alle versichert, dass sie den Dialog für nötig halten, dass
sie ihn sogar noch vertiefen wollen. Sie haben mir aber auch – und das war für mich
etwas Neues – vorgeschlagen, in diesen interreligiösen Dialog in Indonesien doch auch
die Vertreter eines mehr fundamentalistischen Islam mit einzubeziehen.“
Auch
die Fundamentalisten gibt es hier in Indonesien; das weiß man nicht erst seit den
Bomben von Bali, die im Oktober 2002 zweihundert Menschen zerfetzten. Auf manchen
Inseln wird regelrecht Jagd auf Christen gemacht, und selbst in der Hauptstadt hat
es schon Bombenanschläge auf Kirchen gegeben. Tauran:
„Alle meine Gesprächspartner
haben sich mir gegenüber klar gegen einen islamischen Staat ausgesprochen. Stattdessen
stehen sie weiter hinter dem indonesischen Staat und seinen grundlegenden Prinzipien
der Pankasila, die so etwas wie die Philosophe des politischen und sozialen Lebens
darstellt. Sie hat fünf Punkte: Mitgefühl, Geradlinigkeit, Reinheit, Ehrlichkeit,
Mäßigung. Ich kann sagen, dass Indonesien ein gutes Beispiel für diesen interreligiösen
Dialog ist. Obwohl es auch hier einige Schwierigkeiten gibt: vor allem die Möglichkeit,
neue Kirchen zu bauen, und eine objektivere Information in den Schulen über das Thema
Religion.“