Schweiz: Katholische Verbände empfehlen „Ja“ zu Waffenexportverbot
Christliche Hilfswerke
in der Schweiz hoffen, dass an diesem Sonntag die Waffenexportverbotsinitiative angenommen
wird. Politologen rechnen mit einem knappen Resultat. Bereits 1972 und 1997 wurden
ähnliche Initiativen abgelehnt. In der Ausfuhr von Kriegsmaterial ist die Schweiz
heute Vizeweltmeister.
„Darfur. Aus Schweizer Pilatusflugzeugen wirft die
tschadische Armee Bomben auf Flüchtlinge ab. Das ist nur ein Beispiel. Ob Handgranaten
im Irak, Schützenpanzer in Afghanistan, die Schweizer Waffenindustrie floriert.“ Damit
soll jetzt Schluss sein, wenn es nach dem Willen der Initiative der Gruppe für eine
Schweiz ohne Armee, kurz GSoA, gehen soll. Im Internet wirbt sie für das Waffenexportverbot.
Auf einem Banner sieht man einen Panzer aus Schweizer Käse, darunter der Schriftzug:
„Die Schweiz hat Besseres zu exportieren als Waffen“. Befürwortet wird die Initiative
auch von der katholischen Bethlehem Mission Immensee, die sich weltweit im Bereich
der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Sprecher Stefan Siebenhaar:
„Wir
sehen dort im Alltag mit benachteiligten Gruppen, dass Kleinwaffen zu sehr vielen
Morden führen. Sei es direkt im Krieg oder in Nachkriegssituationen, wie wir sie etwa
in Kolumbien oder in Kenia erleben. Täglich werden weltweit tausend Menschen durch
solche Waffen getötet und die Schweiz ist eine große Produzentin von Munition für
Kleinwaffen.“ Die Schweizer Wirtschaftsministerin Doris Leuthard hat sich
für ein „Nein“ zum Waffenexportverbot ausgesprochen. Wie auch der Schweizer Wirtschaftsdachverband
sieht sie tausende Arbeitsplätze in Gefahr, sollte die Schweiz künftig auf Rüstungsausfuhr
verzichten. Allerdings betrugen die Waffenexporte 2008 gerade mal 0,33 Prozent der
Gesamtexporte der Schweiz. Stefan Siebenhaar entgegnet: Der Ausstieg aus dem Rüstungsexport
ist eine Chance, neue Wirtschaftszweige zu erschließen:
„Die Initiative
sieht eine Übergangsfrist von zehn Jahren vor, in denen Rüstungsbetriebe Unterstützung
erhalten können, um sich eben als zivile Technologiebetriebe zu positionieren. Gerade
im Klimabereich gibt es sehr großen Bedarf an Industriebetrieben, die auch Vorreiterrollen
einnehmen. Das kann man als Chance sehen.“ Auch die immer wieder vorgebrachten
Sicherheitsbedenken seien laut Siebenhaar nicht Grund genug, weiterhin Waffen zu produzieren:
„Die
Schweiz macht mit ihren Industriebetrieben im Rüstungsbereich mit bei einer Rüstungsspirale,
bei der Produktion von Waffen, und hier treffen, denke ich grundsätzliche Positionen
aufeinander, dass denke ich, diese Gewaltspirale muss gebrochen werden auch indem
man weniger Waffen produziert.“ Die katholische Kirche hat sich in der Frage
des Waffenexports bisher nur vorsichtig zu Wort gemeldet. Befürwortet wird das Verbot
nicht nur von vielen Hilfswerken und dem katholischen Frauenbund, sondern auch von
der bischöflichen Kommission Justitia et Pax. Unterstützung kam auch von prominenten
Kirchenvertretern, wie dem anglikanischen Erzbischof und Friedensnobelpreisträger
Desmond Tutu. Dazu Siebenhaar:
„Das verändert die Rüstungsspirale international
zwar noch nicht, dennoch finde ich es schön, dass das wahrgenommen wird. In der Schweiz
ist man in dem Moment, in dem sich das Volk äußert immer etwas zurückhaltend – auch,
um Stimmen von außen so deutlich wahrzunehmen. Wir möchten hier eigentlich die Diskussion
mehr innerhalb der Schweiz führen. Und aus meiner Ansicht wird sie etwas zu wenig
stark geführt. Es wird da zu wenig gestritten um diese Initiative.“ (rv 28.11.2009
ad)