2009-11-26 10:50:14

Vietnam: Heiliges Jahr beginnt


RealAudioMP3 Die Kirche in Vietnam wird 350 Jahre alt: Das feiert sie mit einem Heiligen Jahr. Am Montagabend wurde es im Schein von Hunderttausenden von Kerzen in einer Pfarrei des Erzbistums Hanoi eröffnet. Auf dem Boden dieser Pfarrei (sie heißt So Kien) hatte 1659 Papst Alexander VII. die erste kirchliche Struktur Vietnams einrichten lassen – Keimzelle für eine Ortskirche, die heute etwa acht Millionen Katholiken in 26 Bistümern zählt. Am Auftakt der Jubiläumsfeier nahmen als Gäste auch zwei Kardinäle von auswärts teil: der Amerikaner Bernard Law und der Franzose Roger Etchegaray, der lange Jahre der „Friedensminister“ des Vatikans war.

Jesuitenpater Stefan Täubner ist seit 1996 Seelsorger für vietnamesische Migranten im Erzbistum Berlin – und guter Kenner der Kirche in Vietnam. Er sagte im Gespräch mit uns:

„Nach einer strengeren Zeit der Abschließung nach Ende des Vietnamkrieges hat sich natürlich in den 90er Jahren auch viel an Öffnung, an Entspannung getan; das kann man positiv nennen, das sagen auch die Bischöfe. Das Verhältnis Staat und Kirche ist insgesamt entspannter geworden. Die katholische Kirche kann freier arbeiten in den meisten Gebieten. Allerdings gibt es noch einige gravierende Streitpunkte, die immer wieder angesprochen werden - zum Beispiel, dass die katholische Kirche keine eigene Veröffentlichung in Vietnam haben darf, dass die katholische Kirche keine Schulen führen kann... und sie möchten eigentlich gerne diesen Beitrag zur Erziehung im Land leisten; das ist bisher nicht möglich. Nach wie vor gibt es Streit um bestimmte Grundstücke und in Hanoi besonders um die frühere Botschaft des Vatikans neben der Kathedrale. Das hat zu erheblichen Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit in Hanoi geführt - mit katholischen Demonstrationen, mit Polizeieinsatz. Es war eine ziemlich schwierige Zeit und eine schwierige Verwicklung.“

Der Vatikan veröffentlichte an diesem Donnerstag ein Glückwunschschreiben des Papstes an die Kirche in Vietnam. Darin setzt Benedikt XVI. auf eine „vertiefte Evangelisierung“ im Land, „um der ganzen Gesellschaft die evangelischen Werte von Nächstenliebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit zu bringen“. Wenn diese Werte „in der Nachfolge Christi gelebt“ würden, gingen sie über rein moralische Traditionen hinaus. Die Kirche Vietnams solle in diesem Jubeljahr in sich gehen und „für alle Fehler in Vergangenheit und Gegenwart“ um Verzeihung bitten. Damit erhalte sie neuen Schwung für ihren inneren Zusammenhalt „und für den Aufbau einer gerechten, solidarischen Gesellschaft“.

(rv 26.11.2009 sk)









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