Die Kirche in Vietnam
wird 350 Jahre alt: Das feiert sie mit einem Heiligen Jahr. Am Montagabend wurde es
im Schein von Hunderttausenden von Kerzen in einer Pfarrei des Erzbistums Hanoi eröffnet.
Auf dem Boden dieser Pfarrei (sie heißt So Kien) hatte 1659 Papst Alexander VII. die
erste kirchliche Struktur Vietnams einrichten lassen – Keimzelle für eine Ortskirche,
die heute etwa acht Millionen Katholiken in 26 Bistümern zählt. Am Auftakt der Jubiläumsfeier
nahmen als Gäste auch zwei Kardinäle von auswärts teil: der Amerikaner Bernard Law
und der Franzose Roger Etchegaray, der lange Jahre der „Friedensminister“ des Vatikans
war.
Jesuitenpater Stefan Täubner ist seit 1996 Seelsorger für vietnamesische
Migranten im Erzbistum Berlin – und guter Kenner der Kirche in Vietnam. Er sagte im
Gespräch mit uns:
„Nach einer strengeren Zeit der Abschließung nach Ende
des Vietnamkrieges hat sich natürlich in den 90er Jahren auch viel an Öffnung, an
Entspannung getan; das kann man positiv nennen, das sagen auch die Bischöfe. Das Verhältnis
Staat und Kirche ist insgesamt entspannter geworden. Die katholische Kirche kann freier
arbeiten in den meisten Gebieten. Allerdings gibt es noch einige gravierende Streitpunkte,
die immer wieder angesprochen werden - zum Beispiel, dass die katholische Kirche keine
eigene Veröffentlichung in Vietnam haben darf, dass die katholische Kirche keine Schulen
führen kann... und sie möchten eigentlich gerne diesen Beitrag zur Erziehung im Land
leisten; das ist bisher nicht möglich. Nach wie vor gibt es Streit um bestimmte Grundstücke
und in Hanoi besonders um die frühere Botschaft des Vatikans neben der Kathedrale.
Das hat zu erheblichen Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit in Hanoi geführt
- mit katholischen Demonstrationen, mit Polizeieinsatz. Es war eine ziemlich schwierige
Zeit und eine schwierige Verwicklung.“
Der Vatikan veröffentlichte an diesem
Donnerstag ein Glückwunschschreiben des Papstes an die Kirche in Vietnam. Darin setzt
Benedikt XVI. auf eine „vertiefte Evangelisierung“ im Land, „um der ganzen Gesellschaft
die evangelischen Werte von Nächstenliebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit
zu bringen“. Wenn diese Werte „in der Nachfolge Christi gelebt“ würden, gingen sie
über rein moralische Traditionen hinaus. Die Kirche Vietnams solle in diesem Jubeljahr
in sich gehen und „für alle Fehler in Vergangenheit und Gegenwart“ um Verzeihung bitten.
Damit erhalte sie neuen Schwung für ihren inneren Zusammenhalt „und für den Aufbau
einer gerechten, solidarischen Gesellschaft“.