Vatikan: Hofmann, „Dialog mit der Kunst fortsetzen“
Wozu sind die gewaltigen Kunstschätze der Kirche heute da? Dienen sie bloß noch der
Erbauung gebildeter Schichten, die etwas anfangen können mit alter Kunst? Welchen
Stellenwert haben diese Werke für heutiges Kunstschaffen? Darüber sprechen an diesem
Donnerstag Fachleute bei einem Studientag im Vatikan. Anlass ist der 20. Geburtstag
der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche.
Papst Johannes Paul
II. wollte mit dieser Einrichtung die weltweit anzutreffenden Kulturgüter der Kirche
„zum Sprechen bringen“, erklärt im Interview mit uns Bischof Friedhelm Hofmann von
Würzburg. Der promovierte Kunsthistoriker ist Referent bei der Tagung. Die jüngste
Begegnung zwischen Benedikt XVI. und zeitgenössischen Künstlern in der Sixtina fand
Hofmann sehr begrüßenswert. Der Papst habe dabei die thomistische Grundlage des Wahren,
Guten und Schönen angesprochen.
„Ich denke, das wird nicht so ohne weiteres
von allen akzeptiert werden. Aber es ist jetzt wirklich an der Zeit, diesen Dialog
fortzusetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass man zum einen in Rom mit dem Heiligen
Vater zusammen ein oder zwei Tage eines solchen Dialogs aufbaut, sodass auch die Künstler
sich ins Wort bringen und erklären können, wo sie ihre Probleme oder auch Hoffnungen
auf die Kirche haben.“ Parallel zu einem solchen Dialog kommen mancherorts
Bestrebungen auf, das Katholische in der Kunst wieder mehr zu betonen. Der deutsche
„Kunstbischof“ bleibt hier skeptisch. Man müsse als katholischer Christ erkennen,
dass die Künstler frei sind.
„Wir können nicht ein katholisches Gerüst gleichsam
als Skelett vorschlagen, sondern wir müssen unsere Positionen überzeugend mit den
Künstlern besprechen, sodass die Freiheit, die Autonomie des Künstlers gewahrt bleibt.
Im Mittelalter, als sich die wunderbare Symbiose von Glaube und Schaffen der Künstler
miteinander verband, war für den Künstler das Eingebettet-Sein in der Kirche eine
Klarheit und nicht angefochten. Das ist heute anders. Wir müssen als Kirche missionarisch
sein, wir müssen werbend sein, aber wir können nicht indoktrinär vorgehen. Das würde
schon von vornherein den Dialog unterbinden.“ (rv 26.11.2009 gs)