Die Kultusministerkonferenz kritisiert scharf den evangelischen Bischof Johannes Friedrich.
Der bayerische Landesbischof hatte sich – wie auch der katholische Erzbischof Reinhard
Marx von München – hinter die demonstrierenden Studenten gestellt. Friedrich, der
auch evangelischer „Hochschulbischof“ ist, gab zu bedenken, dass der so genannte Bologna-Prozess
die Entwicklung von Kritikfähigkeit, Methodenbewusstsein und ethischer Reflexionsfähigkeit
nicht gewährleiste; er forderte eine neue Reformphase. Friedrich habe aber keinerlei
Ausweg vorgeschlagen, moniert die Kultusministerkonferenz. Bei Gewerkschaften und
Lobbyisten rechne sie mit nichts anderem, doch von der evangelischen Kirche erwarte
sie eine differenziertere Position. Der evangelisch-theologische Fakultätentag hatte
sich seinerzeit zwar für eine Modularisierung entschieden, aber gegen die Abschlüsse
Bachelor und Master für das Theologiestudium ausgesprochen. Nur dadurch war verhindert
worden, dass sich einzelne Fakultäten wie Göttingen oder Bonn freiwillig für die Einführung
des Bachelor- und Master-Abschlusses entschieden.
Derweil sieht die Bildungsministerin
Annette Schavan (CDU) die Hochschulen in der Pflicht. Viele Universitäten hätten die
neu geschaffenen Bachelor- und Masterstudiengänge mit Prüfungen und Lehrinhalten
überfrachtet. Diese Defizite müssten baldmöglichst abgebaut werden. Die aktuellen
Studentenproteste sollten jedoch nicht als Vorwand dienen, „um die Bologna-Reform
als Ganzes in die Tonne zu hauen“, warnte die Ministerin.