Die Kommunistische Partei will den Hinweis auf Gott aus der russischen Nationalhymne
streichen. Den Gesetzesvorschlag dazu hat jetzt einer ihrer Abgeordneten in der Duma
eingebracht. Der Gottesbezug unterminiere die nationale Einheit und gebe ein falsches
Bild von der multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft in Russland, heißt die
Begründung. Die Hymne geht auf eine Initiative des damaligen Präsidenten Vladimir
Putin im Jahr 2000 zurück; er ist heute Regierungschef. Die Debatte über die Hymne
taucht in Russland in regelmäßigen Abständen immer wieder auf; wer sie lostritt, will
meist Putin treffen. Viele werfen Putin vor, das orthodoxe Christentum zu instrumentalisieren,
um die nationale Einheit zu stärken. „Der Kommunismus hatte eine Ideologie“, schreibt
etwa der oppositionelle Politiker Boris Nemtzow: „Putin hat nichts, und darum setzt
er die Orthodoxie wie eine Ideologie ein.“ Für eine Beibehaltung des Gottesbezugs
in der Hymne hat sich in diesen Tagen auch das orthodoxe Patriarchat von Moskau eingesetzt.
Die Mehrheit des Volkes habe nun einmal „für diese Hymne gestimmt“, und es gebe überhaupt
keinen Grund für Änderungen des Textes. Eine frühere Textfassung von 1944 hatte noch
ein Lob auf den damaligen Diktator Josef Stalin enthalten, das 1953 aber gestrichen
wurde. Der neue Text der Hymne stammt aus dem Jahr 1977 und nennt Russland „heiliges
Vaterland“, „von Gott beschützt“.