2009-11-22 12:53:57

Nahost: Palästinenserin selig gesprochen


Am Sonntag ist in der überfüllten Verkündigungsbasilika von Nazareth die Palästinenserin und Ordensgründerin Marie-Alphonsine Danil Ghattas seliggesprochen worden. In der vom lateinischen Patriarchen Fouad Twal zelebrierten Messe las der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato SDB, die päpstliche Bulle zur Seligsprechung vor. Auch der Papst würdigte das Ereignis eigens am Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz. Wir haben mit Erzbischof Amato über die neue Selige gesprochen.

„Es war ihr großes Verdienst, die Lebensbedingungen der Frauen in Palästina durch Ausbildung und Lehre zu verbessern. Dazu gründete sie nur für Frauen den Orden der Rosenkranzschwestern, die als Lehrerinnen den Analphabetismus unter Frauen bekämpfen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die Gottesmutter durch das Werk von Sr. Marie-Alphonsine den Frauen im Heiligen Land die Würde und den Adel zurückgegeben hat, die ihnen im Schöpfungsplan Gottes zukommt.“ 
Ein entscheidendes Erlebnis war ihre erste Marienerscheinung am 6. Januar 1874, die ihr Leben grundlegend veränderte und letztlich zur Gründung der neuen Gemeinschaft im Jahre 1880 führte.
„Ihre Spiritualität war zutiefst marianisch. Wegen ihrer Marienerscheinung wird sie auch arabische „Bernadette Soubirous“ genannt. Die Gottesmutter war ihr ein und alles. Und dann der Rosenkranz: Sr. Marie-Alphonsine wusste, dass das Heilige Land ein einziges großes Heiligtum ist, das aus den Rosenkranzgeheimnissen besteht; von Nazaraeth nach Ain Karim, von Betlehem nach Jerusalem, von Kanaan nach Golgatha.“  
Soultaneh Mariam Danil Ghattas wurde am 4. Oktober 1843 in eine wohlhabende katholisch-palästinensische Familie in Jerusalem geboren. Mit 14 Jahren trat sie der französischen Gemeinschaft der Schwestern des Heiligen Joseph von der Erscheinung bei und nahm den Namen Maria Alfonsina an. In Visionen empfing die junge Ordensfrau den Auftrag, eine Gemeinschaft für junge arabische Frauen zu gründen, die den Namen Rosenkranzschwestern tragen sollte.

Die Kongregation wurde 1880 als erste und bislang einzige Ordensgründung im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem ins Leben gerufen. Mutter Alfonsina trat ihrer eigenen Gründung drei Jahre später bei. Heute zählt die Gemeinschaft rund 260 Schwestern, die in acht Ländern des Nahen Ostens wirken. Sie sind vor allem in der Mädchenbildung und in der Seelsorge tätig. In Jordanien und dem heutigen Westjordanland gründeten Rosenkranzschwestern die ersten Schulen überhaupt.

Ghattas starb am 25. März 1927. Im Sommer 2009 wurde ein auf ihre Fürsprache hin bewirktes Wunder anerkannt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, würdigte in seiner auf Arabisch
gehaltenen Predigt die Verdienste der Ordensfrau und der von ihr gegründeten Kongregation. Vor allem durch ihre Schulen trügen die Rosenkranzschwestern zur Entwicklung der palästinensisch-christlichen Gemeinschaft und der ganzen Gesellschaft bei. Der Patriarch bezeichnete Ghattas als Vorbild für
christlichen Einsatz im Dienst am Nächsten.
(rv/kna 22.11.2009 mc)







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