2009-11-22 13:00:39

Exklusiv: Anglikanerprimas nach dem Papstreffen


RealAudioMP3 Im Interview mit Radio Vatikan hat der Anglikaner-Primas Rowan Williams betont, dass in einer neuen Dialogrunde mit dem Vatikan auch schwierige Fragen wie Papstamt und Frauenpriestertum angeschnitten werden müssten. Die bevorstehende dritte Dialogrunde könne diese Probleme nicht aussparen. Gleichzeitig freue er sich über den klar geäußerten Willen des Papstes, den Dialog fortsetzen zu wollen.
Am Samstagmorgen war Papst Benedikt XVI. mit dem Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft zusammengetroffen. Das Treffen war mit Spannung erwartet worden, denn erst vor kurzem hatte der Vatikan eine Apostolische Konstitution veröffentlicht, mit der Personalordinariate für übertrittswillige Anglikaner eingerichtet werden. Hintergrund sind die Spannungen im Inneren der Anglikanischen Kirche und die zahlreichen Bitten von Anglikanern an den Vatikan, in die katholische Kirche übertreten zu dürfen.
Meine Kollegin Philippa Hitchen hat mit dem Erzbischof von Canterbury Rowan Williams im Anschluss an das Papsttreffen gesprochen.

„Ich wollte natürlich unsere Besorgnis mitteilen über die Weise, wie die Veröffentlichung der Apostolischen Konstitution gehandhabt und aufgenommen wurde. Viele Anglikaner, mich eingeschlossen, haben sich nicht so sehr über den Inhalt gewundert, als über die Begleitmusik. Ich wollte dem Papst einige dieser Befürchtungen persönlich mitteilen. Ich denke sie sind in einer sehr freundschaftlichen Weise gehört worden.“ 
Wie war seine Reaktion. Was hat er Ihnen dazu gesagt?

„Die Hauptbotschaft war, dass die Konstitution in keiner Weise einen Wechsel darstellt in den vatikanischen Beziehungen zur anglikanischen Gemeinschaft. Es war eine sehr starke Botschaft. Der Papst hat Wert darauf gelegt, und das wird auch in dem Pressekommunique deutlich, dass die Zusammenarbeit im Rahmen der offiziellen Dialogrunde Arcic weitergeht.“ 
Viele Anglikaner waren entsetzt über diesen Schritt des Vatikans, weil sie ihn als eine Art Proselytismus auffassen, der den Dialog behindert. Was sagen Sie zu diesen Befürchtungen?

„Die Darstellung der Konstitution als ein Überraschungsangriff auf die anglikanische Gemeinschaft missversteht den Prozess und die Natur der Konstitution selbst. Menschen werden römisch-katholisch, weil sie römisch-katholisch werden wollen; weil ihr Gewissen in einer bestimmten Weise geformt ist und sie überzeugt sind, dass es Gottes Wille ist. Und ich wünsche ihnen allen Segen Gottes für ihren Schritt. Ich denke aber nicht, dass es um Abwerbung geht durch „Sonderangebote“. Darum geht es nicht, und da mache ich mir auch keine Sorgen.“

Bei einem Kongress an der Gregoriana haben Sie eine ganze Reihe kritische Fragen an die katholische Kirche gestellt, so in der Frage der Frauenordination oder die Ausübung des Papstamtes. Welche Chancen eines Dialogs sehen Sie in diesem Bereich?

„Ich denke, wenn wir nun wirklich in die dritte Phase eines gemeinsamen Dialogs eintreten, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese Fragen auf den Tisch kommen, denn sie sind und bleiben unerledigt. Was die Frage des Verhältnisses von Orts- und Gesamtkirche angeht, so berührt diese sowohl die Frage nach der Ausübung des Papstprimats als auch die Frage nach der Entscheidungsfreiheit von Ortskirchen, wenn es nicht um Fragen geht, die zentral sind. Ja, ich denke, wir müssen genau darüber sprechen.“  
Sie haben auch gesagt, dass die Anglikanische Gemeinschaft ein Vorbild in der Frage der Kirchenorganisation für die katholische Kirche sein könnte. Viele Katholiken sehen allerdings die vielen Spannungen im Inneren der anglikanischen Gemeinschaft. Was antworten Sie darauf?

„Ich würde sagen, dass die katholische Kirche auch nicht heilig ist angesichts der unterschiedlichen Meinung in ihren Innern. Aber ich denke, was wir derzeit in der Anglikanischen Kirche versuchen ist, aufrichtig eine universale und gemeinschaftliche Struktur der Verantwortlichkeit zu finden, die nicht von einer einzelnen Exekutive kontrolliert wird. Und natürlich ist das eine harte Arbeit. Ichs age nicht, dass jeder mit den Ergebnissen glücklich sein muss. Aber die Agenda, die wir versuchen aufzustellen, ist schon bedeutsam." 
(rv 22.11.2009 mc)







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