Die Lage im Nahen
Osten spitzt sich weiter zu: US-Präsident Barack Obama sieht das Ziel eines Friedensabkommens
zwischen Israelis und Palästinensern durch den Siedlungsbau in Ost-Jerusalem bedroht.
In einem Interview nannte er die Haltung Israels „gefährlich“. Die Regierung in Tel
Aviv wies die Kritik zurück. Ein Mitarbeiter von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
nannte das Siedlungs-Projekt einen normalen Vorgang, um den sich der Regierungschef
gewöhnlich nicht kümmere. Das künftige Zusammenleben zwischen den beiden Völkern
sei davon abhängig, wie die Jerusalem-Frage gelöst werde. Das sagt uns der vatikanische
Nahost-Fachmann, Franziskanerpater David Maria Jaeger.
„Denn aus israelischer
Sicht gilt Ost-Jerusalem bereits jetzt als Teil des israelischen Staates. Die Bewilligungen
für den Siedlungsbau wurden deshalb ohne die Berücksichtigung der internationalen
Abkommen gegeben. Ein weiterer Punkt betrifft West-Jerusalem, auch dort geht es darum,
die Stadt noch stärker mit dem israelischen Territorium zu vereinen. Was nun den Ostteil
der Stadt betrifft, so geht es bei den Siedlungen darum, eine klare politische Botschaft
zu vermitteln: Israel sagt damit aus, dass bei jeglichen Abkommen mit den Palästinensern
die Jerusalem-Frage nur eine Antwort haben kann, nämlich dass die Stadt israelisch
sein sollte.“ Das israelische Innenministerium hatte am Dienstag den Bau von
900 neuen Wohneinheiten im besetzten Osten von Jerusalem genehmigt. In diesem Stadtteil
leben etwa 270.000 Palästinenser und 180.000 jüdische Israelis. Israel hatte den Ostteil
der Stadt im Zuge des Sechstagekrieges 1967 besetzt und später annektiert. Die Einnahme
wurde international nie anerkannt, ebenso wenig wie der Status von Jerusalem als Hauptstadt
Israels. Die Palästinenser wünschen sich Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen
eigenen Staates.