In Rom geht an diesem
Mittwoch der Welternährungsgipfel der FAO – der UNO-Organisation für Ernährung – zu
Ende. Bereits am Montag hatte Papst Benedikt bei seiner Ansprache Kritik an der Politik
geübt, die nicht genug Willen aufbringe, um die Welternährung sicher zu stellen. Dabei
wären doch eigentlich genug Nahrungsmittel für die ganze Erdbevölkerung da. Seitdem
nimmt die Kritik an dem Gipfel insgesamt zu. Gudrun Sailer hat mit Alicia Kolmans
gesprochen, der Abgesandten des Hilfswerkes Misereor beim Gipfel, und sie gefragt,
ob man insgesamt vom Gipfel enttäuscht sein muss.
Ja, man muß leider enttäuscht
sein, denn die Erklärung enthält nicht viel Neues. Es ist zum Beispiel zu lesen, dass
die Anzahl der Hungernden bis 2015 halbiert werden soll. Das ist ein Ziel, das wir
seit dem letzten Welternährungsgipfel 1996 schon kennen. Es wird nur bekräftigt, es
ist aber nichts Neues! Ebenso ist die Frage, was beispielsweise Technologien in der
Landwirtschaft betrifft, nicht neu. Die Forderungen in dieser Richtung enthalten nichts
Neues, es sind die altbekannten Rezepte in Richtung einer hoch technologisierten Landwirtschaft,
die den Bauern eine höhere Produktivität erlauben soll. Aber wie wir aus Erfahrung
wissen, ist das etwas, was eigentlich kontraproduktiv ist!
Welche Effekte
hatte denn die Rede und die Anwesenheit von Papst Benedikt XVI. am Montag auf die
Gipfelteilnehmer? Die Rede kam nach der Beschlussfassung und nach
der Erklärung. Das heisst, sie hatte keinen Einfluss mehr auf die Erklärung selbst.
Aber ich denke, die Rede hat als Appell und auf einer moralischen Ebene eine große
Bedeutung gehabt. Der Papst hat klare Worte gewählt: Er hat von Solidarität gesprochen
und von Subsidiarität, davon, dass die Betroffenen auch gehört werden müssen. Ich
denke, dass das schon eine Besonderheit dieses Gipfels war.
Letzte Frage,
Frau Kolmans: welches Gewicht haben eigentlich kirchliche Organisationen wie Ihre,
also Misereor, in einem solchen Gipfel im Vergleich zu anderen NGOs?
Unser
Gewicht ist, dass wir der Kirche angehören - und die Kirche findet natürlich auch
Gehör. Des weiteren ist es so, dass die Kirche durch die Erfahrungen mit den Ortskirchen,
mit den Partnern vor Ort, eine fundierte Stimme hat. Eine Stimme, der man Gewicht
gibt, weil man weiß, dass sie auf konkreten Erfahrungen basiert.