Das orthodoxe Patriarchat von Moskau dementiert Berichte über einen Abbruch der Beziehungen
zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Wir werden unseren Dialog fortsetzen“,
sagte der Vizechef des orthodoxen Außenamtes, Mönchpriester Philipp Rjabych, einer
russischen Tageszeitung. Möglicherweise werde die Form der Beziehungen jedoch verändert.
Nach Medienberichten hatte Erzbischof Hilarion, der Außenamtsleiter der russisch-orthodoxen
Kirche, das Tischtuch zu Deutschlands Protestanten zerschneiden wollen. Nur wenige
Tage vor dem 50-jährigen Jubiläum des Dialogs zwischen Moskauer Patriarchat und Evangelischer
Kirche Deutschlands, kurz EKD, hatte er diesen Dialog Anfang November aufgekündigt,
so berichteten es zumindest die Medien. Offizielle Begründung: Die Wahl von Margot
Käßmann zur Ratsvorsitzenden der EKD. Die orthodoxe Kirche erlaube keine Priesterweihe
oder gar Führungsrollen von Frauen, so Hilarion nach Medienberichten. Außerdem ist
Käßmann geschieden.
Philipp präzisierte nun, Hilarion habe keineswegs vom vollständigen
Abbruch der Beziehungen gesprochen. Vielmehr gehe es um einen „Neustart“. Es sei noch
schwer, etwas über eine mögliche Änderung der Kommunikationsformen zu sagen. Zugleich
betonte der Mönchpriester, das Moskauer Patriarchat werde seine Ansichten gegenüber
der neuen EKD-Spitze verteidigen. Manche Beobachter haben allerdings das Gefühl, dass
sich Hilarions Unbehagen gar nicht so sehr gegen Käßmanns Frausein richtet als vielmehr
gegen ihre früheren Auftritte im Weltrat der Kirchen. Als sie diesem Genfer Gremium
noch angehörte, protestierte sie mehrfach gegen Zugeständnisse, die den Orthodoxen
gemacht wurden, damit sie ihre Mitgliedschaft im Kirchenrat nicht aufkündigten. Seit
damals ist Käßmann für viele Orthodoxe ein rotes Tuch. Auch bei einem „Neustart“ in
den Beziehungen ist also mit einigen Missklängen zu rechnen.