2009-11-16 12:19:15

Vatikan/D: Lob für Gemmingen


RealAudioMP3 P. Eberhard von Gemmingen hat an diesem Sonntag die Leitung des deutschsprachigen Dienstes von Radio Vatikan an P. Bernd Hagenkord übergeben. Beide Patres sind Jesuiten, was den Gepflogenheiten bei Radio Vatikan entspricht: Seit seiner Gründung 1931 ist der Papstsender diesem Orden anvertraut. P. Gemmingen wechselt nach München, wo er sich in Zukunft um Spenden für den Jesuitenorden bemüht. In Deutschland wird er auf viele alte Bekannte treffen – denn seine Kontakte in die Heimat sind in den vergangenen 27 Jahren keineswegs abgerissen.

„Ich habe sehr guten Kontakt zu ihm, er stammt aus der Nähe und ich kenne seine Schwester sehr gut“, sagt Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, über den scheidenden Redaktionsleiter. „Ich muss sagen, er hat seine Aufgabe hervorragend erfüllt, er hat auch den Mut gehabt, Dinge, die vorhanden sind, kritisch anzusprechen und das anzumahnen, was ansteht. Und er hat das, was von Rom und vom Heiligen Vater kommt, auch in einer ausgesprochen guten Weise vermittelt. Die Leute haben ihn gern gehört, er ist für uns der Inbegriff dessen, was von der Presse vom Vatikan nach Deutschland kommt.“

Wenn im Vatikan einmal Entscheidungen fielen, die den Katholiken im deutschen Sprachraum nicht auf Anhieb einleuchteten, dann stand in der Redaktion das Telefon nicht still, und die Mailbox spuckte eine Interviewanfrage an Pater Gemmingen nach der anderen aus. Einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands, Ulrich Wickert, sagt:

„Für die Tagesthemen, aber überhaupt für alle deutschen Nachrichtensendungen war Eberhard von Gemmingen die Stimme - die Stimme aus dem Vatikan. Aber nicht die Stimme DES Vatikans. Wir wissen schon, er hat nicht FÜR den Vatikan gesprochen, aber er hat uns den Vatikan erklärt.“

Eine Art „zweiter Pressesprecher“ des Vatikans also? Der „erste Pressesprecher“, P. Federico Lombardi, lässt das fast durchgehen:

„Ich glaube nicht, dass man von Konkurrenz sprechen kann – Pater Gemmingen hatte sein Publikum, er spricht immer auf Deutsch, auch durch Radio Vatikan. Auf gewisse Weise ist das normal, denn wenn Radio Vatikan einen Hindi-Sprecher hat, dann spricht der für die Hindi-Bevölkerung und interpretiert die Meinung des Papstes in Indien besser als ich!“

Lombardi, ebenfalls Jesuit, ist nicht nur Vatikan-Pressesprecher, sondern auch Generaldirektor von Radio Vatikan und damit Gemmingens Vorgesetzter. Außerdem sind die beiden Nachbarn: Jesuitenpatres, die fürs Radio arbeiten, wohnen im Haus der Jesuitenkurie, wenige Schritte vom Sender. In manchen Themen war er mit dem Mitbruder aus Deutschland nicht immer einer Ansicht, räumt Lombardi freimütig ein.

„Natürlich sind wir nicht immer derselben Meinung, und jemand kann in verschiedener Weise auch manche Äußerungen beurteilen. Aber im Allgemeinen habe ich keinen Zweifel, dass er eine sehr loyale Liebe für die Kirche und den Papst hat und einen sehr guten Dienst gemacht hat.“

Was den Pater als Journalisten auszeichnet? „Neugier“, sagt Ulrich Wickert auf diese Frage. In der Tat hat Gemmingen in seinen 27 vatikanischen Jahren nie aufgehört hat, Fragen zu stellen. Wie könnte sich der Vatikan wirksamer in den Medien präsentieren? In welchen Punkten könnte der Papst noch mehr Beratung aus den eigenen Reihen brauchen? Gemmingens Fragen waren teils kritisch, aber das schließt Wohlwollen und Loyalität nicht aus – im Gegenteil. Genau das hat ihm viel Respekt in seiner Heimat eingetragen, glaubt Erzbischof Zollitsch:

„Menschen, die auch mal die Dinge benennen, die kritisch sind, die sind nicht immer beliebt, aber mir hat imponiert, dass er den Mut hat, das auch zu sagen und dass er sich nicht klein kriegen lässt.“

Dem größtmöglichen Publikum bekannt wurde Pater Gemmingen mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. und der Wahl Kardinal Ratzingers auf den Stuhl Petri. Das plötzlich erwachende Interesse der Deutschen an ihrem Landsmann, dem Papst, bescherte nicht nur diesem, sondern auch Gemmingen ungeahnt ausführliche Fernseh- und Funkminuten. Welche Schulnote erhält Pater Gemmingen zum Abschied von seinem Vorgesetzten im Radio, Pater Lombardi?

„Ich würde sagen, acht – auf italienische Schulnoten bezogen, das heißt „gut“. Ich denke, dass er immer sehr dynamisch und immer aufmerksam gewesen ist für neue Technologien und die Weise, zu kommunizieren. Und sehr lebendig. Für uns war sein Dienst sehr wichtig, weil er wusste, wie man von Rom aus zu den Deutschen sprechen sollte.“

(rv 16.11.2009 gs)








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