Politisch „heiße Eisen“
hat die Österreichische Bischofskonferenz bei ihrer diesjährigen Herbstvollversammlung
in Stift Michaelbeuern angepackt. Die 16 Oberhirten diskutierten unter anderem über
die Themen Lebensschutz, den aktuellen Entwurf zum Lebenspartnerschaftsgesetz, die
laufende Bildungsdebatte und den Klimawandel.
Im Blick auf das Thema Lebensschutz
fordern die Bischöfe konkrete Maßnahmen zur effektiven Senkung der hohen Abtreibungszahlen
in Österreich. Seit Einführung der Fristenregelung 1974 schwinde in der Öffentlichkeit
das Bewusstsein für den Lebensschutz. Dies habe auch die jüngste Diskussion über die
„Pille danach“ deutlich gemacht. Derzeit bestehe mancherorts das Bestreben, über die
Straflosigkeit hinaus Abtreibung zu einem „Recht“ zu machen, kritisierte der Vorsitzende
der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn. Dadurch würde schwerwiegendes
Unrecht nicht nur straffrei, sondern sogar zu einem Anspruch, der eingefordert wird,
sagte der Wiener Erzbischof:
„Jede Abtreibung ist die Tötung eines schutzlosen
Menschen, und gegen die Tötung spricht ganz klar das fünfte Gebot. Übersehen wird
oft, dass auch die Mutter dabei Gewalt erfährt und sich gegen ihr Kind stellen muss.
Eine rechtliche Regelung, die Abtreibung legalisiert oder ermöglicht, kann daher nie
die Zustimmung der katholischen Kirche finden. Das gilt auch für die österreichische
Rechtslage. Die Kirche in Österreich wird nie aufhören zu fordern, dass das menschliche
Leben von seinem Beginn an den vollen Schutz der österreichischen Rechtsordnung genießen
muss. Derzeit sind alle Kinder in den ersten 12 Wochen in der Praxis schutzlos. Behinderte
Kinder und Kinder von Müttern, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
sind sogar bis zur Geburt schutzlos."
Um ein deutliches Signal zu setzen,
soll zukünftig jeweils im Juni eine „Woche für das Leben“ abgehalten werden. Auch
mahnten die Bischöfe erneut die seit langem versprochenen „flankierenden Maßnahmen“
zur Fristenregelung ein.
Einen Appell an das Gewissen der Abgeordneten formulierten
die Bischöfe im Blick auf den Gesetzesentwurf zur „Eingetragenen Partnerschaft“.
Zwar sei zu begrüßen, dass der Entwurf weniger weitreichend sei als in anderen Ländern,
die Bischöfe warnen jedoch vor einer Gleichstellung mit der Ehe. Insgesamt betrachten
die Bischöfe die Einführung einer „Eingetragenen Partnerschaft“ für homosexuelle Paare
als „weder angebracht noch notwendig“, da es einen ausreichenden gesetzlichen Schutz
bereits gebe.
Schönborn: „Der Familie auf der Grundlage der Ehe zwischen
Mann und Frau gebühren bestimmte Rechte. Es handelt sich dabei nicht um Privilegien,
denn die Familie auf der Grundlage der Ehe erbringt Leistungen, insbesondere in der
Erziehung von Kindern. Eine Übertragung solcher Rechte auf gleichgeschlechtliche Paare
ist sachlich nicht gerechtfertigt.“
Mit Vehemenz weisen die Bischöfe das
Kreuz-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zurück. Das Straßburger
Urteil - auch wenn es auf Österreich keine rechtlichen Auswirkungen hat - gebe Anlass
zu berechtigter Sorge, da die individuelle Religionsfreiheit einzelner Personen das
Recht auf kollektive, öffentliche Religionsübung aushöhlt, „was bislang nur in religionsfeindlichen
totalitären politischen Systemen vorgekommen ist“. Ein religiös-weltanschaulich neutraler
Staat dürfe nicht einem radikalen Laizismus verpflichtet sein. Der moderne Staat sei
daher besser beraten, „Religion nicht gesellschaftlich zu marginalisieren, sondern
ihr einen entsprechenden Platz auch im öffentlichen Raum zu sichern“.
Mit „zunehmender
Sorge“ beobachten die Bischöfe auch die „dramatische Zuspitzung der weltweiten Klimakrise“.
Notwendig sei die Realisierung eines „sozial ausgewogenen und nachhaltigen“ Post-Kyoto-Abkommens
der UNO, heißt es in der dazu veröffentlichten Erklärung.
„Die Österreichische
Bischofskonferenz erwartet, dass sich die Vertreter der Bundesregierung bei der bevorstehenden
Weltklimakonferenz in Kopenhagen für das Zustandekommen eines fairen, verbindlichen,
einklagbaren und weltweiten Klimaabkommens einsetzen, das zu einem Klima der Gerechtigkeit
beiträgt.“