Sri Lanka: „Sterben in Flüchtlingslagern muss aufhören“
In den Flüchtlingslagern
Sri Lankas ist die humanitäre Lage auch ein halbes Jahr nach Ende des Bürgerkriegs
katastrophal. Papst Benedikt XVI. hatte bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch
die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung Sri Lankas und zu Hilfen beim Wiederaufbau
aufgerufen. Der Appell des Papstes war angesichts der anhaltenden humanitären Katastrophe
dringend notwendig, sagt das weltweite katholische Hilfswerk Kirche in Not. Dass die
Weltöffentlichkeit ihren Blick auf Sri Lanka lenke, sei höchste Zeit.
André
Stiefenhofer von Kirche in Not Deutschland berichtet: „Wir hatten vor kurzem einen
Hilferuf eines Priesters aus der Diözese Mannar im Nordwesten Sri Lankas. Er arbeitet
als Seelsorger in einem Flüchtlingslager und er hat wörtlich gesagt, dass er dem täglichen
Sterben nicht mehr tatenlos zusehen wolle. Menschen sterben nach Aussage dieses Priesters
in den Flüchtlingslagern beinahe täglich, an Seuchen, an Unterernährung, an der medizinischen
Unterversorgung.“ Darum habe sich „Kirche in Not“ entschlossen, in Sri Lanka
wie schon kurz nach Ende des Bürgerkriegs eine humanitäre Soforthilfe zu leisten,
obwohl sich das Hilfswerk sonst auf seelsorgliche Hilfe beschränke.
„Es
kann einfach nicht sein, dass den Priestern die Leute unter den Händen wegsterben.
Da kann es zunächst nicht um Seelsorge gehen, sondern darum, dass die Leute überhaupt
überleben. Als weitere Schritte muss man dann Konsolidierungsmaßnahmen unterstützen.
Das ganze Land ist ja zerrissen, ist geprägt von religiösen und ethnischen Konflikten.
Hier muss eine Heilung geschehen. Diesbezüglich wollen wir langfristig helfen und
Projekte unterstützen, die vor allem von den Bischöfen im Land vorangetrieben werden.“ Manche
Gegenden – vor allem im Norden Sri Lankas – seien vom Bürgerkrieg jedoch so stark
zerstört worden, dass eine Rückkehr der Bevölkerung noch nicht möglich sei. Die wenigen
Industriebetriebe, größtenteils auf Export spezialisiert, sind ruiniert. Wie lange
der Wiederaufbau dauern wird, sei derzeit nicht abzusehen.
„Das ist eine
große Frage: Wohin kehren die Menschen zurück, und was machen sie dann dort? Es ist
in der Tat alles zerstört. Die Regierung in Sri Lanka bemüht sich, Hilfen zu geben,
aber ihre Mittel sind natürlich begrenzt. Insofern müsste es eine groß angelegte internationale
Aktion geben, um die grundlegenden strukturellen Bedingungen zu schaffen, damit die
Menschen zurückkehren können. Von kirchlicher Seite kann man die Gemeinden vor Ort
unterstützen, denn die sind meistens die Keimzelle von dem, was für die Zukunft wichtig
sein könnte, sind die Keimzellen für die Hoffnung vor Ort.“ Der Bürgerkrieg
zwischen der Regierung Sri Lankas und den Rebellen der LTTE (Befreiungstiger von Tamil
Eelam) war am 16. Mai diesen Jahres nach fast 26 Jahren mit der militärischen Niederlage
der Rebellen zu Ende gegangen. Hauptopfer sind die tamilischen Binnenflüchtlinge.
Nach Angaben der Hilfswerke leben noch bis zu 300.000 in Flüchtlings- und Aufnahmelagern.