2009-11-13 17:04:41

Sri Lanka: „Sterben in Flüchtlingslagern muss aufhören“


RealAudioMP3 In den Flüchtlingslagern Sri Lankas ist die humanitäre Lage auch ein halbes Jahr nach Ende des Bürgerkriegs katastrophal. Papst Benedikt XVI. hatte bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung Sri Lankas und zu Hilfen beim Wiederaufbau aufgerufen. Der Appell des Papstes war angesichts der anhaltenden humanitären Katastrophe dringend notwendig, sagt das weltweite katholische Hilfswerk Kirche in Not. Dass die Weltöffentlichkeit ihren Blick auf Sri Lanka lenke, sei höchste Zeit.

André Stiefenhofer von Kirche in Not Deutschland berichtet: „Wir hatten vor kurzem einen Hilferuf eines Priesters aus der Diözese Mannar im Nordwesten Sri Lankas. Er arbeitet als Seelsorger in einem Flüchtlingslager und er hat wörtlich gesagt, dass er dem täglichen Sterben nicht mehr tatenlos zusehen wolle. Menschen sterben nach Aussage dieses Priesters in den Flüchtlingslagern beinahe täglich, an Seuchen, an Unterernährung, an der medizinischen Unterversorgung.“ 
Darum habe sich „Kirche in Not“ entschlossen, in Sri Lanka wie schon kurz nach Ende des Bürgerkriegs eine humanitäre Soforthilfe zu leisten, obwohl sich das Hilfswerk sonst auf seelsorgliche Hilfe beschränke.

„Es kann einfach nicht sein, dass den Priestern die Leute unter den Händen wegsterben. Da kann es zunächst nicht um Seelsorge gehen, sondern darum, dass die Leute überhaupt überleben. Als weitere Schritte muss man dann Konsolidierungsmaßnahmen unterstützen. Das ganze Land ist ja zerrissen, ist geprägt von religiösen und ethnischen Konflikten. Hier muss eine Heilung geschehen. Diesbezüglich wollen wir langfristig helfen und Projekte unterstützen, die vor allem von den Bischöfen im Land vorangetrieben werden.“ 
Manche Gegenden – vor allem im Norden Sri Lankas – seien vom Bürgerkrieg jedoch so stark zerstört worden, dass eine Rückkehr der Bevölkerung noch nicht möglich sei. Die wenigen Industriebetriebe, größtenteils auf Export spezialisiert, sind ruiniert. Wie lange der Wiederaufbau dauern wird, sei derzeit nicht abzusehen.

„Das ist eine große Frage: Wohin kehren die Menschen zurück, und was machen sie dann dort? Es ist in der Tat alles zerstört. Die Regierung in Sri Lanka bemüht sich, Hilfen zu geben, aber ihre Mittel sind natürlich begrenzt. Insofern müsste es eine groß angelegte internationale Aktion geben, um die grundlegenden strukturellen Bedingungen zu schaffen, damit die Menschen zurückkehren können. Von kirchlicher Seite kann man die Gemeinden vor Ort unterstützen, denn die sind meistens die Keimzelle von dem, was für die Zukunft wichtig sein könnte, sind die Keimzellen für die Hoffnung vor Ort.“ 
Der Bürgerkrieg zwischen der Regierung Sri Lankas und den Rebellen der LTTE (Befreiungstiger von Tamil Eelam) war am 16. Mai diesen Jahres nach fast 26 Jahren mit der militärischen Niederlage der Rebellen zu Ende gegangen. Hauptopfer sind die tamilischen Binnenflüchtlinge. Nach Angaben der Hilfswerke leben noch bis zu 300.000 in Flüchtlings- und Aufnahmelagern.

(rv/kirche in not 13.11.2009 bp)







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