Kasper zu 20 Jahre Mauerfall: „Es braucht noch langen Integrationsprozess“
20 Jahre nach dem Berliner Mauerfall ist der Einigungsprozess Europas noch in vollem
Gange. Das unterstreicht der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter
Kasper, im Gespräch mit Radio Vatikan. Kasper äußerte sich am Rande einer internationalen
Konferenz zum christlich-jüdischen Dialog im russischen Minsk. Das Treffen ging am
Mittwoch zu Ende. Kasper:
„Natürlich ist die Einheit Deutschlands und Europas
noch nicht vollendet. Es braucht noch einen langen Integrationsprozess, aber wir können
einer besseren Zukunft entgegensehen - in Freiheit und mit sozialer Gerechtigkeit.“ Der
menschliche Wille nach Freiheit und Gerechtigkeit habe das historische Ereignis herbeigeführt.
Der Kurienkardinal: „Der Mauerfall war eine Implosion des ganzen Systems, das
sehr schwach geworden war und nicht länger von den Menschen akzeptiert wurde. Dieses
Ereignis zeigte, welche Kraft Menschen haben können. Denn die Mauer ist ja ohne jedes
Blutvergießen gefallen. Das war natürlich ein glücklicher Moment in unserer deutschen
Geschichte.“
Und es war auch ein wichtiger Moment für Europa, hält Kasper
fest und erinnert an den Einsatz Johannes Pauls II. für die Einheit des Kontinents
– in der spannungsgeladenen Zeit des Kalten Krieges. Kasper:
„Es war ja
auch eine sehr gefährliche Situation damals, mit Atomwaffen auf beiden Seiten. Wir
müssen das große Verdienst Papst Johannes Pauls feiern und daran erinnern. Er unterstützte
die Solidarnosc-Bewegung in Polen, und das war ein erster Anfang. Auch Ungarn spielte
eine wichtige Rolle. Der Mauerfall war also nicht nur für die Deutschen ein Fest,
sondern für die ganze Welt.“