D: Ökumenische Andacht für verstorbenen Nationaltorwart Enke
Mit einer ökumenischen
Andacht in der hannoverschen Marktkirche und einem anschließenden Trauermarsch haben
rund 35.000 Menschen am Mittwochabend des verstorbenen Fußball-Nationaltorhüters Robert
Enke gedacht. Dieser hatte sich am vergangenen Dienstag bei Hannover das Leben genommen,
indem er sich vor einen Zug warf. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann
würdigte Enke in ihrer Predigt als Vorbild und Hoffnungsträger. Sein Tod zeige jedoch,
dass hinter Beliebtheit und Erfolg auch Einsamkeit und Verzweiflung liegen könnten,
„die Menschen an ihre Grenzen führen“.
„Wir können ihn nicht begleiten über
die Schwelle des Todes hinweg, aber wir dürfen der Zusage vertrauen, dass Gott ihn
und uns begleitet über diese Grenze und wir bei ihm geborgen sind, so dass auch für
diesen allerletzten Weg gilt: You never walk alone! Nein, Du gehst nicht allein!“
Der
32-jährige Nationaltorwart und Hannover-96-Kapitän Enke litt weitgehend unbemerkt
seit Jahren an schweren Depressionen. Vor drei Jahren war seine zweijährige Tochter
an einem Herzfehler verstorben. Unter Kollegen und in der Öffentlichkeit galt Enke
jedoch als gefestigt und stabil. Gerade im Spitzensport seien Selbstmordgedanken ein
Tabu-Thema, sagte im Kölner Domradio der Sport- und Olympiapfarrer, Hans-Gerd Schütt:
„Daher
ist es sehr wichtig, dass wir uns bemühen, Signale der Not oder des Fragens aufzugreifen,
sie zu registrieren, was oft gar nicht so einfach ist. Denn auch sehr vieles kann
in diesem Feld überspielt werden. Man möchte ja stark sein; man versucht auch nicht,
wenn man beispielsweise zu einer Depression neigt oder bereits darunter leidet, diese
zuzugeben und sie behandeln zu lassen. Es ist ein weites Feld, vor dem wir oft relativ
hilflos stehen.“
Der Deutsche Fußball-Bund sagte das für Samstag geplante
Länderspiel gegen Chile ab. Der Nationaltorhüter wird am Sonntag in Empede bei Hannover
im familiären Kreis beigesetzt. Zuvor ist eine große Abschiedsfeier im Heimatstadion
von Enkes Team Hannover 96 geplant, zu der Zehntausende Fans erwartet werden.