Für eine weitere Amtszeit von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas macht sich der Lateinische
Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, stark. „So einen gemäßigten und dialogbereiten
Präsidenten werden wir nie mehr bekommen“, sagte Twal am Mittwoch in einem Interview
mit der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur. Abbas biete eine Chance zum Frieden.
Allerdings könne er die Drohung des Präsidenten, sich vom Amt zurückzuziehen, gut
verstehen, sagte der Patriarch. Alle guten Initiativen zum Frieden, etwa die „Road
Map“ oder das Nahost-Quartett, seien „wirkungslos verpufft“, so Twal. Abbas hatte
zuletzt angekündigt, bei den nächsten Wahlen im Jänner 2010 nicht mehr anzutreten.
Auch den Fatah-Vorsitz will er fahrenlassen. Enttäuscht zeigte sich der Patriarch
von Jerusalem sowohl von der starren Haltung Israels als auch von der Linie Washingtons
unter Präsident Barack Obama. Nach Obamas starken Auftritten im Vatikan und in Kairo
habe jeder mit neuer Bewegung im Friedensprozess gerechnet. Auch der mit großen Hoffnungen
verknüpfte Besuch von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land im Frühjahr sei ohne spürbare
politische Folgen geblieben, so Twal. Der Papst sei als „Mann des Gebets, des Dialogs,
des Friedens“ gekommen. Aber von Seiten der israelischen Regierung habe es „kein Zeichen“
gegeben. Als Beispiel nannte der Patriarch das Dauerproblem der katholischen Kirche,
von den israelischen Behörden Aufenthaltsgenehmigungen für katholische Priester aus
dem Ausland zu erhalten. – Der Patriarch hält sich derzeit zu Gesprächen mit der Deutschen
Bischofskonferenz und dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande in Bonn auf. In der
kommenden Woche reist er zum Ad-limina-Besuch der Bischöfe des Heiligen Landes nach
Rom.