Der Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Jesuitenpater Gianfranco
Ghirlanda, war einer der Autoren des Dokuments, das der Vatikan an diesem Montag veröffentlicht
hat. Im Gespräch mit uns erläuterte er einige springende Punkte der Apostolischen
Konstitution zum Umgang mit Anglikanern, die katholisch werden wollen.
Zölibat:
„Verheiratete
Männer, die bislang anglikanische Priester waren und jetzt zu katholischen Priestern
geweiht werden wollen, dabei aber verheiratet bleiben – das ist nichts Neues. Das
gab es schon auf eine Anordnung von Papst Johannes Paul II. hin. Die allgemeine Regel
wird aber immer der kirchliche Zölibat bleiben.“
Tradition:
„Auf
der einen Seite zunächst die Notwendigkeit, dass diese Gruppen, die jetzt zur katholischen
Kirche hinzustoßen, ihre geistliche, liturgische und seelsorgliche Tradition beibehalten
können. Diese Tradition ist ja auch für die katholische Kirche ein Wert, eine Bereicherung!
Gleichzeitig aber sieht die Apostolische Konstitution eine Reihe von juridischen Punkten
vor, damit diese Gruppen nicht ihre eigene Kirche innerhalb der katholischen bilden.
Auch mit ihren Eigenheiten sollen sie sich in die katholische Kirche wirklich integrieren.“
Antwort:
„Das
Wichtigste ist die Haltung des Papstes; er reagiert auf eine wiederholte Anfrage anglikanischer
Gruppen, die eine volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche wünschen. Das Wichtige
an diesem Ereignis ist, dass nach Jahrhunderten des Bruchs der Gemeinschaft nicht
mehr nur Einzelne, sondern ganze Gruppen von Gläubigen zusammen mit ihren Hirten –
ob Bischöfen oder Priestern – eine solche Anfrage stellen. Die Initiative kam von
ihnen; der Papst hat also ein juridisches Konstrukt entworfen, die Personalordinariate,
um sie aufnehmen zu können. Sie können ihre Tradition behalten, werden aber wirklich
Teil der katholischen Kirche.“
Ökumene:
„Das ist das Ergebnis
eines längeren Wegs von katholischer und anglikanischer Kirche; Teile der anglikanischen
Kirche haben nachgedacht darüber, dass Einheit eine sichtbare Mitte braucht. Das ist
ein Reifen im Glauben, nicht einfach nur ein formaler Akt oder ein Zeichen der Unzufriedenheit
innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft. Der Primat (des Papstes) erscheint hier
als Hüter der apostolischen Tradition.“