2009-11-09 14:49:55

Vatikan und Anglikaner: Ein Kenner erklärt


Der Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Jesuitenpater Gianfranco Ghirlanda, war einer der Autoren des Dokuments, das der Vatikan an diesem Montag veröffentlicht hat. Im Gespräch mit uns erläuterte er einige springende Punkte der Apostolischen Konstitution zum Umgang mit Anglikanern, die katholisch werden wollen.

Zölibat:

„Verheiratete Männer, die bislang anglikanische Priester waren und jetzt zu katholischen Priestern geweiht werden wollen, dabei aber verheiratet bleiben – das ist nichts Neues. Das gab es schon auf eine Anordnung von Papst Johannes Paul II. hin. Die allgemeine Regel wird aber immer der kirchliche Zölibat bleiben.“

Tradition:

„Auf der einen Seite zunächst die Notwendigkeit, dass diese Gruppen, die jetzt zur katholischen Kirche hinzustoßen, ihre geistliche, liturgische und seelsorgliche Tradition beibehalten können. Diese Tradition ist ja auch für die katholische Kirche ein Wert, eine Bereicherung! Gleichzeitig aber sieht die Apostolische Konstitution eine Reihe von juridischen Punkten vor, damit diese Gruppen nicht ihre eigene Kirche innerhalb der katholischen bilden. Auch mit ihren Eigenheiten sollen sie sich in die katholische Kirche wirklich integrieren.“

Antwort:

„Das Wichtigste ist die Haltung des Papstes; er reagiert auf eine wiederholte Anfrage anglikanischer Gruppen, die eine volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche wünschen. Das Wichtige an diesem Ereignis ist, dass nach Jahrhunderten des Bruchs der Gemeinschaft nicht mehr nur Einzelne, sondern ganze Gruppen von Gläubigen zusammen mit ihren Hirten – ob Bischöfen oder Priestern – eine solche Anfrage stellen. Die Initiative kam von ihnen; der Papst hat also ein juridisches Konstrukt entworfen, die Personalordinariate, um sie aufnehmen zu können. Sie können ihre Tradition behalten, werden aber wirklich Teil der katholischen Kirche.“

Ökumene:

„Das ist das Ergebnis eines längeren Wegs von katholischer und anglikanischer Kirche; Teile der anglikanischen Kirche haben nachgedacht darüber, dass Einheit eine sichtbare Mitte braucht. Das ist ein Reifen im Glauben, nicht einfach nur ein formaler Akt oder ein Zeichen der Unzufriedenheit innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft. Der Primat (des Papstes) erscheint hier als Hüter der apostolischen Tradition.“








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