Papst Benedikt XVI.
hat seinen Pastoralbesuch in Brescia, der Heimat seines Vorgängers Paul VI. (1963-78)
begonnen. Kurz nach zehn Uhr am Sonntagmorgen traf Benedikt XVI. in der nahe dem Gardasee
gelegenen Hauptstadt der gleichnamigen norditalienischen Provinz ein, in der der spätere
Konzilspapst am 26. September 1897 als Giovanni Battista Montini geboren wurde.
In
seiner Predigt bei der Freiluftmesse auf der Piazza Paolo VI. in Brescia - die wegen
des schlechten Wetters mit einer Stunde Verspätung begann - würdigte Benedikt mit
sehr persönlichen Worten den „heroischen Einsatz“ seines Vorgängers im Papstamt. Paul
VI. habe die Kirche leidenschaftlich geliebt. Er sei - nach dem Vorbild der armen
Witwe aus dem Sonntagsevangelium, die sich ganz hingegeben habe - für eine „arme und
freie Kirche“ eingetreten; das sei schon in seiner ersten Enzyklika Ecclesiam Suam
vom 6. August 1964 deutlich geworden, so Benedikt XVI. „Kenntnis“, „Erneuerung“,
„Dialog“: diese drei Wörter sind es, von Paul VI zu Beginn seines Pontifikats ausgewählt,
um seine vorherrschenden „Gedanken“ so, wie er sie versteht, auszudrücken, und alle
drei betreffen die Kirche. Vor allem der Anspruch aber, dass sie die Kenntnis über
sich selbst vertieft: Ursprung, Natur, Sendung, endgültige Bestimmung; an zweiter
Stelle das Bedürfnis der Erneuerung und ihrer Reinigung im Hinblick auf ihr Vorbild,
dass Christus ist; schließlich das Problem ihrer Beziehung zur modernen Welt.“ Ausdrücklich
verwies er auf die Enzyklika seines Vorgängers zum Zölibat der Priester und unterstrich
dessen Gültigkeit.
Die Seelenverwandtschaft der beiden Päpste wurde vielleicht
in diesem Zitat Pauls VI. in der Predigt Benedikts deutlich, das man gut mit Blick
auf die Polemiken verstehen kann, denen sich der gegenwärtige Papst immer wieder ausgesetzt
sieht: „Viele, so sagte er damals, erwarten vom Papst Aufsehen erregende Gesten,
energische und entschiedene Eingriffe. Der Papst sieht es jedoch nicht als seine
Pflicht an, eine andere Linie einzuschlagen als jenen der Vertrautheit mit Jesus Christus,
dem seine Kirche mehr am Herzen liegt als irgendetwas anderes. Er wird es sein, der
den Sturm stillen wird … Damit ist nicht ein unfruchtbares oder ein träges Erwarten
gemeint: sondern ein wachendes Erwarten im Gebet. Das ist die Voraussetzung, die Jesus
für uns gewählt hat, damit er es zur Erfüllung bringen kann. Auch der Papst braucht
die Unterstützung durch das Gebet.“ Erste Station der eintägigen inneritalienischen
Reise war der Besuch am Grab des im April vorigen Jahres heiliggesprochenen Ordensgründers
und Arbeiterpriesters Arcangelo Tadini (1846-1912). Nach der Messfeier auf der
trotz Regenwetters gefüllten Piazza Paolo VI. in Brescia steht am Nachmittag die Visite
in Montinis Heimatgemeinde, dem zehn Kilometer entfernten Concesio, auf dem Programm.
Dort wird Benedikt XVI. das Geburtshaus und die Taufkirche seines Vorgängers besuchen
und das neue Gebäude des «Institut Paul VI.» einweihen. Auf dem Flug von Rom
zum Militärflughafen Ghedi wurde Benedikt XVI. von Gianni Letta, dem Staatssekretär
im Büro von Ministerpräsident Silvio Berlusconi begleitete. Während der 45 Kilometer
langen Autofahrt von Ghedi nach Brescia legte der Papst einen kurzen Stopp an der
Gedenkstele für die Opfer des neofaschistischen Terroranschlags von 1974 ein. Damals
waren acht Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. 6. September 1897 als
Giovanni Battista Montini geboren wurde. Erste Station der eintägigen inneritalienischen
Reise war der Besuch am Grab des im April vorigen Jahres heiliggesprochenen Ordensgründers
und Arbeiterpriesters Arcangelo Tadini (1846-1912).