Kardinal Christoph
Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer warnen vor Ausländerfeindlichkeit in Österreich.
Beide äußerten sich am Donnerstag Abend bei einem Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum des
Wiener Afroasiatischen Instituts. Schönborn und Fischer würdigten das 1959 unter Kardinal
Franz König gegründete Institut; es sei ein vorbildlicher Ort des interreligiösen
und interkulturellen Dialogs in Österreich. Auch heute müssten Staat und Kirche
offen sein für andere, appellierte Kardinal Schönborn: „Zu glauben, dass wir unsere
Identität am besten dadurch sichern, dass wir uns abschotten, möglichst die Tore dichtmachen
und Scheuklappen anlegen - das kann nicht der Weg sein.“ Alle Kräfte im Land
sollten sich entschieden gegen eine solche „Versulzung“ wehren, mahnte Schönborn.
Vor allem sei es „kurzsichtige Politik, ausländische Studenten, besonders auch Studenten
aus anderen Kontinenten, nicht hier haben zu wollen“. Das Afroasiatische Institut
gehe seit fünf Jahrzehnten einen anderen Weg; in „verantwortungsbewusster und herzlicher
Offenheit und mit wachem Interesse“ werde auf Menschen aus anderen Kulturen und mit
anderen Religionen zugegangen. Wörtlich sagte Kardinal Schönborn: „Es geht darum,
wie heute eine Welt zu gestalten ist, in der dieses Miteinander im Kleinen geübt wird,
damit es im Großen gelingt.“ Bundespräsident Fischer wies auf die „wunden Punkte“
im Verhältnis zwischen Österreichern und „Menschen aus anderen Ländern, mit anderer
Hautfarbe und anderer Religion“ hin: „Das Stichwort heißt Ausländerfeindlichkeit.
Es gibt das weit verbreitete Phänomen, dass man dem Fremden, dem Ungewohnten in Abwehrhaltung
und mit angstvoller Distanz gegenüber tritt.“ Mehrere Faktoren seien dafür
verantwortlich, betonte Fischer. Neben wirtschaftlichen Gründen spielten Unsicherheit
und Angst, aber auch politische Agitation eine Rolle. „Die gezielte Übertreibung
und Zuspitzung von Problemen aus politischen Motiven ist mit aller Entschiedenheit
abzulehnen.“ Die vorhandenen Ängste von Menschen beim Thema „Ausländer“ müssten
ernst genommen werden. Gleichzeitig sei es eine Verpflichtung, „jeder Diskriminierung
nach Herkunft, Geschlecht oder Religion entgegenzutreten“, so der Bundespräsident.
(kap 06.11.2009 bp)