Der Ökumenische Kirchentag
2010 in München wird eine gute Gelegenheit, um das gemeinsame Engagement der Christen
für eine Gesellschaft auf Basis des christlichen Menschenbildes zum Ausdruck zu bringen.
Das haben die bayerischen Bischöfe diese Woche bei ihrer Vollversammlung in Freising
festgehalten. Eine gemeinsame Mahlfeier mit katholischen und evangelischen Christen
werde es beim Ökumenischen Kirchentag nicht geben, sagte der Vorsitzende der Freisinger
Bischofskonferenz und Münchner Erzbischof Reinhard Marx gegenüber Radio Vatikan.
Die
gemeinsame Mahlfeier sei wegen unterschiedlicher Sichtweisen für Katholiken auch im
nächsten Jahr „nicht denkbar,weil das ein Zeichen wäre, dass wir eine Kirche
geworden sind - was eben noch nicht der Fall ist. Da ist die Meinung ganz klar. Man
kann nie voraussagen, was Gruppen machen, die sich an diese Regeln, die wir miteinander
vereinbaren, nicht halten. Das war in Berlin so. Da kann man nur hoffen, dass die
Medien dann nicht eine Aufmerksamkeit dort suchen, wo es um Regelverletzungen oder
um das Nichteinhalten von Absprachen geht. Ökumenisch muss auch bedeuten, sich aufeinander
verlassen zu können. Ich weiß, dass ich das kann.“
Weder
vom bayerischen Landesbischof Johannes Friedrich noch von der evangelischen Landeskirche
werde bei der Frage der gemeinsamen Mahlfeier Druck ausgeübt, bekräftigte Marx. Wer
von einem Kirchentag „theologische Lehrgespräche“ erwarte, überfordere die Veranstaltung.
Der inhaltliche Schwerpunkt werde das gesellschaftliche Engagement sein, betonte der
Sozialethiker:
„Deswegen auch das Thema: ,Damit ihr Hoffnung habt’; damit
wir uns als Christen begreifen, als Menschen, die in einer Gesellschaft Zeuginnen
und Zeugen der Hoffnung sind. Das soll dann ausgefaltet werden. Das gilt angesichts
der Probleme der Wirtschafts- und Finanzkrise und der Globalisierung. Das betrifft
auch die Frage, was es bedeutet, diesen Gott angesichts einer atheistischeren Umwelt
als wir sie früher kannten zu bezeugen.“
Die bayerischen Bischöfe freuten
sich über die vielfältigen Formen der Beteiligung am Ökumenischen Kirchentag, erklärten
sie am Donnerstag. Rund 130.000 Gäste werden vom 12. bis 16. Mai in München erwartet.
Das Programm und schon die Vorbereitungen seien „so dicht und vielfältig“, dass sie
auch für den gastgebenden Erzbischof „kaum überschaubar“ seien:
„Ich kann
wirklich sagen, dass in der Vorbereitungszeit in den bayerischen Diözesen kein Tag
vergeht ohne eine Veranstaltung oder ein Treffen zur Vorbereitung des Ökumenischen
Kirchentages. Das ist eine unglaubliche Bewegung, und ich hoffe sehr, dass diese einmündet
in ein Fest des Glaubens, wo wir als Christen gemeinsam in einer pluralen Gesellschaft
uns zum Gott und Vater Jesu Christi bekennen können. Das wäre, glaube ich, ein wichtiges
Zeichen in unserer Gesellschaft.“
Die Millionenstadt München habe zwar
eine eindeutig katholische Prägung, bestätigt der Westfale Marx. Doch die Evangelische
Landeskirche in Bayern ist mit 2,6 Millionen Gemeindemitgliedern die Größte in Deutschland.
„Die
evangelischen Christen brauchen sich in Bayern insgesamt nicht zu verstecken. Wir
haben große Gebiete, die sehr evangelisch geprägt sind. Der erste Ökumenische Kirchentag
war in Berlin. Ich glaube für die evangelischen Christen ist München leichter, als
für die katholischen Christen Berlin.“