Auch große Namen der
internationalen Kunstszene werden beim Treffen mit Papst Benedikt XVI. in der Sixtinischen
Kapelle am 21. November dabei sein. Unter ihnen sind der US-Videokünstler Bill Viola,
der britische Künstler Anish Kapoor, der britische Filmemacher Peter Greenaway, der
US-amerikanische Theaterregisseur Bob Wilson und sein deutscher Kollege Peter Stein.
Besonders hoch ist die „Star-Dichte“ in der Sparte der Architekten mit Mario Botta
(Schweiz), Santiago Calatrava (Spanien), David Chipperfield (Großbritannien), Zaha
Hadid (Großbritannien/Irak) und Daniel Libeskind (USA/Polen). Aus dem deutschen Sprachraum
sind insgesamt drei Künstler vertreten; neben Stein sind das der Münchner Videokünstler
Christoph Brech und der Dokumentarfilmer Philip Gröning („Die große Stille“). Der
päpstliche Kulturrat, der das Treffen ausrichtet, hat die Künstler nicht nach ihrer
Religionszugehörigkeit ausgesucht, betonte Erzbischof Gianfranco Ravasi, der Leiter
des Dikasteriums:
„Die teilnehmenden Künstler entstammen nicht nur der
katholischen Welt, obwohl diese natürlich auf substanzielle Weise präsent ist. Es
handelt sich vielmehr um den größtmöglichen Horizont an Leuten, die bedeutend sind
in ihrer künstlerischen Forschung, abgesehen von ihrer Religion, Nationalität, ihren
ethnischen oder politischen Zugehörigkeiten.“
Einen weiten Horizont beweist
der Kulturrat auch bei der Auswahl der Sparten. Neben bildender Kunst, Architektur,
Literatur und Poesie, Musik und Gesang sind auch Kino, Theater, Tanz und Fotografie
vertreten. So kommen aus Italien – aus dem rund vier Fünftel der Künstler stammen,
die bisher zugesagt haben – auch populäre Liedermacher wie etwa Claudio Baglioni und
Antonello Venditti zum Papst, ebenso der Komödienschauspieler Terence Hill. Ziel der
Begegnung ist es nicht, „irgendwann liturgische oder sakrale Kunst herzustellen“,
so Ravasi. Vielmehr möchte das Treffen „die Freundschaft und den Dialog zwischen Kirche
und Künstlern erneuern“.
„Es gibt da eine Geschwisterlichkeit, aber wir
müssen uns eingestehen, dass sie heute gebrochen ist. Wir sind wie getrennte Verwandte,
wie Geschiedene fast. Einerseits hat sich die Kirche in der jüngeren Vergangenheit
oft mit dem Kopieren vergangener Modelle begnügt oder mit Gemeinplätzen, Stereotypen,
manchmal auch mit Kunsthandwerk, ohne sich zu fragen nach einem Stil, der Ausdruck
der eigenen Zeit wäre. Das war in der Vergangenheit anders. Denken wir an die Revolution
der Polyphonie durch Palestrina, gegenüber der - einstimmigen – Gregorianik. Oder
die Revolution des Barock gegenüber der Strenge der Renaissance. Es gab wahre Revolutionen
in der Kunst, die sich vor allem in der Kunst der Kirche ereigneten. Im letzten Jahrhundert
war das nicht mehr der Fall.“
Die Kirche habe den Künstlern aber auch
heute noch viel anzubieten, so Ravasi: ihre großen Symbole, ihre Lesart der Wirklichkeit,
ihre Erzählungen, Figuren und Themen. Der Künstler sei natürlich nicht dazu gezwungen,
diese Zeichen abzubilden, betonte Ravasi: „Er sammelt sie und bringt sie zur Blüte,
durch die Macht des Unendlichen, die in diesen Zeichen enthalten sind.“
Insgesamt
haben bis heute mehr als 260 Künstler aller Sparten die Einladung zum Treffen mit
dem Papst angenommen. 500 Künstler habe man angeschrieben; einige hätten nicht geantwortet,
viele aus zeitlichen Gründen abgesagt, beispielsweise die Dirigenten Riccardo Muti
und Daniel Barenboim sowie der Sänger Bono, sagte Erzbischof Ravasi. Kein einziger
der eingeladenen Künstler habe aber mit der Begründung abgesagt, den Papst nicht treffen
zu wollen.
Die Begegnung ist auf zwei Tage angelegt; am 20. November haben
die Künstler die Möglichkeit, die Sammlung moderner Kunst in den Vatikanischen Museen
zu besuchen, die von Papst Paul VI. angelegt worden war. Papst Benedikt wird am 21.
November in der Sixtina zu den Künstlern sprechen. (rv 05.11.2009 gs)