2009-11-04 12:55:26

Vatikan: Papstsprecher, ein erstaunliches Urteil


RealAudioMP3 Das Kreuzzeichen in den Klassenzimmern staatlicher Schulen ist nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar – so entschied am Dienstag der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Die Richter gaben damit einer aus Finnland stammenden Italienerin einstimmig Recht. Sie hatte darauf geklagt, in Italien ihre Kinder in Räumen ohne religiöse Symbole unterrichten zu lassen. Das Kruzifix im Klassenzimmer verletze die Religionsfreiheit der Schüler, so das Urteil. Es bezieht sich auf Italien, hat aber Tragweite für den ganzen Kontinent. Entsprechend irritiert reagieren die Kirchen quer durch Europa. Auch im Vatikan wurde der Schiedsspruch mit Erstaunen und Bedauern aufgenommen. P. Federico Lombardi, Pressesprecher des Heiligen Stuhles:
„Es ist schwerwiegend, ein fundamentales Zeichen der religiösen Werte in der Geschichte und der Kultur Italiens aus Bildung und Erziehung ausschließen zu wollen. Die Religion leistet einen wertvollen Beitrag für die Bildung und das moralische Wachsen der Menschen, und sie ist ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft. Es ist falsch und kurzatmig, das alles aus unserer Bildungswelt ausschließen zu wollen.“

Es sei erstaunlich, dass ein europäischer Gerichtshof schwerwiegend in eine Angelegenheit eingreift, die mit der historischen, kulturellen und geistlichen Identität Italiens zutiefst verbunden sei, so Lombardi.

„Das ist nicht der Weg, auf dem das Wohlwollen und die Teilhabe an der europäischen Idee vermehrt wird, die wir als italienische Katholiken von Beginn an sehr unterstützt haben. Es scheint, als ob man die Rolle des Christentums in der Entstehung der europäischen Identität verkenne wollte, wo sie doch in Wirklichkeit wesentlich war und bleibt. Das Kreuz war immer ein Zeichen der Hingabe der Liebe Gottes, seiner Verbundenheit und der Annahme der gesamten Menschheit. Es ist enttäuschend, dass es nun als Zeichen der Trennung, des Ausschlusses und der Begrenzung von Freiheit gesehen wird. Das ist das Kreuz nicht - und das ist es auch nicht in der Wahrnehmung der Menschen.“

Auch die italienische Bischofskonferenz äußerte in einer Stellungnahme "Bitterkeit und Verblüffung". Selbst unter Politikern in Italien stieß die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte mehrheitlich auf Kritik. Die Regierung in Rom kündigte bereits Beschwerde gegen die Entscheidung an.

(rv 04.11.2009 ord)








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