Pater Michael Sinnott auf den Phillippinen, Don Ruggero Ruvoletto in Brasilien und
Pater Giuseppe Bertaina in Kenia – die Liste der Christen, die für die Glaubensarbeit
weltweit ihr Leben riskieren, ist lang. Auch der ungarische Bischof Zoltán Meszlényi
hat sich bedingungslos für die Schwächsten und Ärmsten eingesetzt. Dem kommunistischen
Regime in Ungarn verweigerte er jede Kollaboration, die Gläubigen seines Landes rief
er zu Menschlichkeit und Einheit auf. Papst Benedikt sprach Meszlényi am Samstag selig
– und damit zum ersten Mal ein ungarisches Opfer des Stalinismus. Die Feierlichkeiten
wurden von Kardinal-Primas Peter Erdö im ungarischen Esztergom abgehalten. Mit
bemerkenswerter Energie setzte sich Meszlényi in der Nachkriegszeit für seine Landsleute
ein. Denn eigentlich hatte sein eigenes Leben nicht unter den besten Voraussetzungen
begonnen. Der 1892 geborene Ungar verlor direkt seine Mutter. Auch die Ausbildungsjahre
des talentierten Priesters verliefen unruhig. Seine Studien in Rom, darunter an der
Päpstlichen Universität Gregoriana als Seminarist des Collegium Germanicum Hungaricum,
wurden vom Beginn des ersten Weltkrieges überschattet. Der Student geriet zwischen
die Fronten und musste sich vorübergehend ins österreichisch-ungarische Innsbruck
flüchten. Trotzdem fand er immer die Kraft, sich für seinen Glauben und Bedürftige
einzusetzen. Kardinal Erdö:
„Sein Leben hat uns eine reiche Botschaft mitgegeben.
Er hat sein ganzes Dasein für den Dienst an der Kirche hingegeben. Er hat das Kirchenrecht
gelehrt, war in Zeiten des Krieges und extremer Armut in der Diözese von Esztergom
tätig. Und dann hat er sich persönlich um Waisen gekümmert, hat mit eigenen finanziellen
Mitteln ein Waisenhaus unterhalten."
Meszlényi, selbst ein Halbwaise,
habe wohl deshalb besonderes Verständnis für verstoßene und bedürftige Kinder gehabt,
so Erdö. Seine Großmütigkeit habe sich in der „leidenschaftlichen und beständigen
Suche nach Gott“ gezeigt, doch nie an großen Gesten oder äußerlichem Ruhm.
„Er
wollte niemals im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Ihm ging es nicht um Ruhm. Er
wollte einfach nur seine Pflicht ausüben, mit Demut und Präzision."
Und
mit Demut und Präzision war er Priester, bischöflicher Sekretär, Bürodirektor, Mitglied
des Kirchengerichtes, Diözesenverwalter und ab 1937 Weihbischof. Und in allen diesen
Rollen nahm Meszylényi kein Blatt vor den Mund. So predigte er im Jahr 1945 gegen
die Übel des Krieges und der Diktatur. Als Domvikar der Diözese Esztergom rief er
die Gläubigen zu Einheit auf. Und geriet damit mehr und mehr ins Visier des kommunistischen
Regimes, das die Kirche des Landes zunehmend unter Druck setzte. Als Meszlényi am
29. Juni 1950 ins Gefängnis kam, sollte er daraus nicht mehr lebend zurückkehren.
„Im tragischen Moment, als Kardinal Mindszenty schon im Gefängnis
war und auch der Generalvikar der Diözese gestorben war, akzeptierte er seine Wahl
zu dessen Nachfolger, zum neuen Generalvikar. Das war in einem Moment, als die stalinistische
Regierung schon direkte Drohgebärden gegen die Kirche zeigte. Indem Meszlényi diese
Wahl demütig akzeptierte, wollte er die rechtmäßige Führung der Diözese garantieren.
Deshalb nahmen sie ihn 12 Tage später fest und behandelten ihn so schlecht, dass er
im Gefängnis verstarb. Er hat sein Leben für die Einheit der Kirche von Esztergom
und die Einheit mit der universellen Kirche des Petrus-Nachfolgers hingegeben.“ Der
Tod des Bischofs wurde erst drei Jahre später bekannt gemacht, seine sterblichen Überreste
erst zwölf Jahre später in die Basilika von Esztergom gebracht. Selbst die Bemühungen
der damaligen Bischofskonferenz, seinen Tod aufzuklären, verliefen angesichts der
kommunistischen Unterdrückung erfolglos. Nach langen Jahren des Schweigens erfährt
Meszlényi heute die gebührende Anerkennung. (rv 02.11.2009 pr)