Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will Vorwürfe von Literatur-Nobelpreisträgerin
Herta Müller prüfen. Die aus dem Banat stammende Rumänien-Deutsche hatte am Sonntag
in Frankfurt erklärt, sie und ihr damaliger Mann seien offenbar auf rumänischen Druck
vom Deutschen Evangelischen Kirchentag 1989 ausgeladen worden. Zum Beweis las Müller
aus dem Protokoll eines Telefongesprächs zwischen rumänischen Kirchenvertretern und
der Leitung des Deutschen Kirchentags vor, das ihr kürzlich anonym zugespielt worden
sei. Das Protokoll habe sie „erschüttert“, sagte die Schriftstellerin. Die EKD könne
derzeit noch nicht Stellung nehmen, weil sie die Quelle selbst nicht kenne, sagte
ein Sprecher der EKD am Montag. In dem Gespräch hatte die rumänische Seite nach Müllers
Angaben vor einer „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rumäniens“ gewarnt und
mit Konsequenzen gedroht. Herta Müller wurde damals kurzfristig ausgeladen – mit der
„merkwürdigen Begründung“, sie und ihr Mann seien nicht evangelisch, sondern katholisch.
Das Paar hätte an einem Forum über die Zustände in der rumänischen Diktatur teilnehmen
sollen.