2009-10-30 13:27:06

D: Neues Thesenpapier zur Ökumene veröffentlicht


Zum Reformationstag hat der Magdeburger Bischof Gerhard Feige an diesem Freitag „Einige neue katholische Thesen zur Ökumene“ veröffentlicht. Mit dem Zehn-Punkte-Papier wolle Feige, der auch Mitglied der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, beiden Kirchen zu Beginn der Reformationsdekade Anstöße auf dem weiteren Weg zur Einheit geben, hieß es in einer Medienmitteilung seines Bistums.

Wie viel Verschiedenheit ist in der Ökumene möglich, wie viel Einheit ist nötig? Auf diese Fragen antworten Katholiken und Protestanten immer noch zu unterschiedlich, resümiert Feige. „Momentan haben wir keine gemeinsame Vision einer anzustrebenden Kircheneinheit“, schreibt der Magdeburger Oberhirte. So habe sich die katholische Kirche auf der einen Seite schon lange von einer „Rückkehrökumene“ verabschiedet und strebe eine sichtbare Einheit an, meint Feige. Voraussetzung sei freilich die Klärung von klassischen Kontroversthemen, wie das Kirchen- und Amtsverständnis. Dagegen propagiere die evangelische Kirche auf der anderen Seite immer stärker „eine wechselseitige Anerkennung bei bleibenden Differenzen“. Während die Verschiedenheit neuerdings als Ideal gepriesen werde, erscheine die Einheit fast schon als „Schreckgespenst“ und stünde unter dem Generalverdacht von Uniformierung, Zentralismus und Entmündigung.

Zwar sei es laut Feige durchaus begrüßenswert Profil zu haben. Zugleich warnt er: „Das überdeutlich hervorzukehren, kann Abgrenzungen verschärfen und konfessionalistische Verhaltensweisen wieder aufleben lassen.“ Besser wäre es, so der Bischof „von Stärken zu reden, …die heute alle bei der Suche nach einer wahrhaftigen und versöhnten Einheit anregen können“. Um nicht krampfhaft auf dem Status quo zu beharren, und in der Ökumene kreativ voranzuschreiten sei eine „heilige Ungeduld“ vonnöten. Diese erfordere von beiden Kirchen die Bereitschaft, „zugunsten einer größeren Einheit, von manchem Abschied zu nehmen, vertrauten Ballast abzuwerfen und uns vom Geist Gottes auf neue Wege führen zu lassen“.

Als wichtigen Erfolg der ökumenischen Bewegung wertet Feige die Annäherung beider Kirchen, was das Verständnis der Reformation und der historischen Figur Martin Luthers betrifft. Luther werde evangelischer- wie katholischerseits als „Zeuge des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung“ gesehen. „Auf dieser Grundlage", meint Bischof Feige, „könnte sich in den nächsten Jahren ökumenisch noch mehr entwickeln: vielleicht auch eine gemeinsame Interpretation der damaligen Vorgänge und ihrer Wirkungsgeschichte." Allerdings bliebe zu wünschen, dass die evangelische Kirche noch deutlicher klärt, in welchem Verhältnis sie sich heute zur Kirche der ersten anderthalb Jahrtausende sieht: in deutlichem Widerspruch dazu als eine Neugründung oder – wie es Bischof Huber formulierte – als die „durch die Reformation hindurchgegangene katholische Kirche“.

(rv/pm 30.10.2009 ad)







All the contents on this site are copyrighted ©.