Sie habe keine Bedenken,
was die Zusammenarbeit mit den katholischen Bischöfen betrifft. Margot Käßmann wird
künftig die ökumenischen Gespräche mit den katholischen Oberhirten führen und zwar
als neue Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mario Galgano
hat sie gefragt, was ihre Ziele, Erwartungen und Wünsche für diese neue Aufgabe seien.
„Drei
Themen sind im Moment wichtig. Ich möchte den Reformprozess in Deutschland weiterführen,
der in der Zeit von Wolfgang Huber begonnen wurde. Mit Blick auf das Reformationsjubiläum
2017 möchte ich unsere evangelische Kirche ermutigen, auch in einer schwierigen Zeit
fröhlich und selbstbewusst Kirche zu sein. Auch dort wo die Gemeinden kleiner werden,
können wir doch unser kirchliches Leben als Christen zeigen. Dann gibt es große soziale
Fragen wie Kinderarmut in Deutschland und Bildungschancen für Kinder. Dabei wird sich
unsere Kirche weiterhin stark engagieren. Ein weiterer Aspekt ist die Ökumene. Ich
möchte es sehr gerne deutlich machen, dass wir als christliche Kirchen wesentlich
mehr gemeinsam haben als uns trennt.“
Wie sehen Sie die künftige Zusammenarbeit
mit der katholischen Kirche und mit der Deutschen Bischofskonferenz?
„Ich
habe keine Bedenken. Manche Leute dachten, es könnte Schwierigkeiten geben, weil ich
eine Frau bin. Ich bin aber nun schon mehr als zehn Jahren Bischöfin der größten lutherischen
Kirche in Deutschland und habe guten Kontakt mit den katholischen Bischöfen in Niedersachsen.
Seit sechs Jahren bin ich im Kontaktgesprächskreis zwischen evangelischer und katholischer
Kirche. Es gibt bestimmt genügend vertrauen. Wir sind verschieden und unser Amtsverständnis
ist verschieden, aber ein vertrauensvolles Miteinander gibt es trotzdem.“
Haben
Sie spezielle Wünsche im Bereich Ökumene?
„Ich möchte die Gemeinden vor
Ort ermutigen, ihren Weg weiterzugehen. In vielen Gemeinden ist Ökumene mittlerweile
eine Selbstverständlichkeit. Zum Beispiel, wenn es darum geht in kleiner werdenden
Gemeinden Räume und Gotteshäuser zu teilen. Das ist eine wichtige Bewegung. Für die
großen theologischen Fragen wie Kirchenverständnis, Amtsverständnis und die gemeinsame
Eucharistie, brauchen wir Geduld für weitere gemeinsame Beratungen.“
Würden
Sie als Ratsvorsitzende auch gern einmal in den Vatikan kommen und den Papst besuchen,
um solche Themen mit ihm zu besprechen?
„Als Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirchen in Deutschland sind meine Bezugspartner zu allererst die deutschen katholischen
Bischöfe und das sind die Gespräche, die ich zu führen habe.“
Käßmann war
am Mittwoch zur ersten Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) gewählt worden. Die für sechs Jahre gewählte Ratsvorsitzende ist nun oberste
Repräsentantin der 25 Millionen Protestanten in Deutschland.